Leute am Konferenztisch hinter blauem Grund mit Preisschild Symbol darauf

Unter­nehmens­verkauf: Was ist der Mitar­bei­ter wert?

Wird ein Unter­neh­men verkauft, hat der Käufer in Zeiten des Fach- und Exper­ten­man­gels ein starkes Inter­es­se an den Mitar­bei­tern. Aus diesem Grund versu­chen Käufer in den Unter­neh­mens­kauf­ver­trä­gen regel­mä­ßig ein Garan­tie­ver­spre­chen des Verkäu­fers in Bezug auf den Verbleib der Schlüs­sel­mit­ar­bei­ter aufzu­neh­men. Aber was ist der Mitar­bei­ter wert? Kann man den Wert des Mitar­bei­ters in Geld überhaupt ausdrücken?

Um die Proble­ma­tik zu verdeut­li­chen, ziehen wir einen Asset Deal, als Beispiel für die Proble­ma­tik heran. Angenom­men das IT Unter­neh­men “Code 01 GmbH” möchte sich von einem Bereich trennen. Der abzuspal­ten­de Bereich “IT Services” soll dabei im Rahmen eines Asset Deals an einen strate­gi­schen Inves­tor veräu­ßert werden. Dementspre­chend werden die zu verkau­fen­den Assets definiert. In unserem Beispiel sind das

  • Wartungs- und Serviceverträge
  • Grund­stück- und Gebäu­de der abzuspal­ten­den Einheit (Nieder­las­sung)
  • 10 Mitar­bei­ter, die für die Erfül­lung der Verträ­ge notwen­dig sind
  • 2 Mitar­bei­ter für den Vertrieb und das Projektmanagement

Es liegt in der Natur der Sache, dass der Übergang der Mitar­bei­ter nicht ohne deren Wissen und Zustim­mung gesche­hen kann. Menschen können schließ­lich nicht einfach verkauft werden. Dementspre­chend stellt sich die Frage, wie ein Käufer den Verbleib der wichtigs­ten Mitar­bei­ter im Unter­neh­men absichern kann. Was bedeu­tet es finan­zi­ell für Ihn, wenn ein Mitar­bei­ter die Zustim­mung verwei­gert? Oder er nach Übergang die Kündi­gung einreicht? Die Frage lautet:

Was ist der Mitar­bei­ter wert?

In der Litera­tur gibt es dazu im Bereich der immate­ri­el­len Vermö­gens­be­wer­tung ein paar Ansät­ze, deren nähere Betrach­tung sich durch­aus lohnt. Aller­dings betrach­ten wir in unserem Fall selbst­ver­ständ­lich nur die monetä­ren Verfah­ren. Hier sind zwei Ansät­ze zu unter­schei­den: Die kosten­ori­en­tier­ten und die ertrags­wert­ori­en­tier­ten Ansät­ze. Wer einen detail­lier­ten Blick auf die Verfah­ren und Materie werfen möchte, empfeh­le ich dieses Buch von Kasperzak und Nestler.

In der Praxis haben sich die kosten­ori­en­tier­ten Verfah­ren durch­ge­setzt. Insbe­son­de­re der kosten­ori­en­tier­te Ansatz auf Basis von Wieder­be­schaf­fungs­kos­ten erfreut sich großer Beliebtheit.

Kosten­ori­en­tier­ter Ansatz mit Wiederbeschaffungskosten

Die Wieder­be­schaf­fungs­kos­ten eines Mitar­bei­ters setzen sich aus den drei Punkten zusammen:

  • Beschaf­fungs­kos­ten
  • Ausbil­dungs­kos­ten
  • Entlas­sungs­kos­ten

In unserem Fallbei­spiel können wir die Entlas­sungs­kos­ten außen vor lassen. Der Käufer hat schließ­lich nicht die Absicht die wichti­gen Mitar­bei­ter vor die Tür zu setzen.

Betrach­ten wir die Beschaf­fungs­kos­ten. Diese teilen sich auf in direk­te und indirek­te Kosten. Zu den direk­ten Kosten gehören beispiels­wei­se die Anwer­bung, Selek­ti­on, Anstel­lung und der Einsatz. Folglich sind die indirek­ten Kosten, die inter­nen Kosten, beispiels­wei­se für eine Beför­de­rung (um den Mitar­bei­ter zu motivieren).

Die Ausbil­dungs­kos­ten teilen sich analog in direk­te und indirek­te Kosten auf. Hier sind die direk­ten Kosten verbun­den mit der forma­len Ausbil­dung, bzw. Unter­wei­sung oder dem Training-on-the-job. Indirekt werden Kosten beim Ausbil­der erzeugt, der hier seine Zeit zur Verfü­gung stellen muss.

In unserem Ausgangs­bei­spiel können wir folglich diese Rechnung aufstellen:

Die Rechnung sagt aus: Der Käufer müsste 119.152 EUR aufbrin­gen, wenn er die komplet­te Beleg­schaft (alle Mitar­bei­ter Assets) im Falle eines Weggangs aufbrin­gen müsste, um den Ausgangs­zu­stand wieder­her­zu­stel­len. Dass im Falle eines Weggangs aller Mitar­bei­ter das Geschäft noch funktio­niert, ist natür­lich mehr als fraglich. Der Prozess dauert nach der aufge­stell­ten Rechnung gute 5 Monate. Die Gesamt­rech­nung über alle Mitar­bei­ter ist eher theore­ti­scher Natur. Wahrschein­li­cher ist es, dass bei einem Übergang der ein oder andere Mitar­bei­ter kündigt - selten alle. In diesem Fall kann der Käufer die Wertmin­de­rung der Assets, die ihm wichtig erschei­nen, gut ausre­chen. Zudem kann er sie schrift­lich, zum Beispiel in Form einer Garan­tie, fixieren.

Wie bei allen Bewer­tungs­ver­fah­ren gilt auch bei der Bewer­tung dieser wichti­gen, immate­ri­el­len Vermö­gens­wer­te: Den endgül­ti­gen Preis bestimmt Angebot und Nachfrage.

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Wenn Firmen­in­ha­ber den Unter­neh­mens­wert berech­nen, stellen Sie sich womög­lich folgen­de Frage:
Was ist das unsicht­ba­re Kapital der Mitar­bei­ter im Unter­nehmens­verkauf wert?

Man kann den monetä­ren Wert eines Mitar­bei­ters tatsäch­lich berech­nen. Dazu gibt es kosten­ori­en­tier­te und ertrags­wert­ori­en­tier­te Ansät­ze. In der Praxis hat sich insbe­son­de­re der kosten­ori­en­tier­te Ansatz auf Basis von Wieder­be­schaf­fungs­kos­ten bewährt. Dieser geht von drei Kosten­fak­to­ren aus: Zu den Beschaf­fungs­kos­ten gehören die Anwer­bung, Selek­ti­on, Anstel­lung und der Einsatz eines neuen Mitar­bei­ters. Die Ausbil­dungs­kos­ten umfas­sen alle Kosten, um einen Mitar­bei­ter gleich­wer­tig zu quali­fi­zie­ren. Die Entlas­sungs­kos­ten sind in unserem Fall unwich­tig. Der Käufer hat schließ­lich nicht die Absicht sich von ihnen zu trennen. 

Was macht Mitar­bei­ter beim Unter­nehmens­verkauf zu wertvoll?

Beson­ders der Fachkräf­te­man­gel macht Mitar­bei­ter zu einem wichti­gen Asset. Dabei kommt das simple Prinzip von Angebot und Nachfra­ge zu tragen. Dazu kommen noch die hohen Kosten einer Neueinstellung.