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Unter­neh­mens­trans­ak­ti­on: Die Anfor­de­run­gen an Mediatoren

In den ersten Teilen dieser Artikel­se­rie haben wir uns mit den Konflikt­fel­der und den Einsatz­mög­lich­kei­ten einer Media­ti­on bei Unter­neh­mens­trans­ak­tio­nen beschäf­tigt. Dieser Artikel fasst die Anfor­de­run­gen an Media­to­ren bei Unter­neh­mens­trans­ak­tio­nen zusammen.

Anfor­de­run­gen bei Unternehmenstransaktionen

In der Media­ti­on spielt üblicher­wei­se die Feldkom­pe­tenz nur eine unter­ge­ord­ne­te Rolle. Denn Media­to­ren arbei­ten in der Regel prozess­ver­ant­wort­lich und nicht inhalt­lich. Es gibt jedoch Situa­tio­nen und Konflik­te deren Bearbei­tung durch einen Media­tor ein hohes Maß an Exper­ten­wis­sen erfor­dern. Hierzu gehören beispiels­wei­se die Bearbei­tung von Mobbing Fällen oder die Arbeit mit Kindern.

Bei Unter­neh­mens­trans­ak­tio­nen und den damit zusam­men­hän­gen­den Prozes­sen bedarf es oft einen trans­ak­ti­ons­er­fah­re­nen Media­tor. Dieser sollte zusätz­lich zu den im voran­ge­gan­ge­nen Abschnitt analy­sier­ten Grund­an­for­de­run­gen auf jeden Fall weite­ren prozess­spe­zi­fi­schen Anfor­de­run­gen genügen. Die Feldkom­pe­tenz des Media­tors wird bei Trans­ak­tio­nen höher gewich­tet, als bei inner­be­trieb­li­chen Konflik­ten mit weniger komple­xen Strukturen.

Wirtschafts­da­ten lesen

Den gesam­ten Prozess der Unter­neh­mens­trans­ak­ti­on beglei­ten wirtschaft­li­che Analy­sen, Daten und Statis­ti­ken des zu verkau­fen­den Objek­tes. Hier sind vor allem die im vorhe­ri­gen Teil erwähn­ten Dokumen­te BWA, die Summen- und Salden­lis­te, der Jahres­ab­schluss bzw. die Bilanz zu nennen. Das Lesen und Verste­hen eines solchen Dokumen­tes ist nicht nur für Käufer und Verkäu­fer eine zwingen­de Notwen­dig­keit. Auch der Media­tor muss in der Lage sein, betriebs­wirt­schaft­li­che Daten zu lesen und zu deuten. Dies ist begrün­det in der Kontrol­le über den Prozess durch Fragen. Gerade bei geschlos­se­nen Fragen kann der Media­tor das Instru­ment des Fragens nur dann einset­zen, wenn die Antwort auf diese Frage für den Media­tor verständ­lich ist.

Fachter­mi­ni

Unter­neh­mens­trans­ak­tio­nen sind komplex und weichen stark von üblichen Kaufver­trä­gen ab. Die Kommu­ni­ka­ti­on zwischen den Partei­en wird mit vielen Fachter­mi­ni geführt. Daher ist sie für Laien oftmals nur schwer verständ­lich. Hinzu kommen die vielen Beson­der­hei­ten bei jeder Unter­neh­mens­trans­ak­ti­on. Obwohl es einen annähernd standar­di­sier­ten Prozess gibt, unter­schei­det sich doch jede Trans­ak­ti­on. Beispiels­wei­se ist bereits die Zusam­men­set­zung der Gesell­schaf­ter oder die Gesell­schafts­art immer anders. Jeder Unter­nehmens­verkauf erfor­dert eine beson­de­re Betrach­tung und Bearbei­tung. Diesen Tatsa­chen geschul­det ist ein M&A-erfahrener Media­tor klar im Vorteil und kann den Media­ti­ons­pro­zess führen und folgen.

Beson­der­heit: Projekt

Der gesam­te Prozess ist als Projekt beim Käufer und Verkäu­fer angelegt. Das Projekt „Unter­nehmens­verkauf“ oder „Unter­nehmens­kauf“ unter­schei­det sich nicht von der üblichen Defini­ti­on eines Projek­tes. Alle zeich­nen sich durch eine zeitli­che Befris­tung aus. Zeitli­che Befris­tun­gen bringen immer einen hohen Stress­fak­tor in den Prozess, gerade dann, wenn der finale Termin oder das letzt­mög­li­che Datum näher rückt. In dieser Phase steigt in der Regel die Häufung von Konflik­ten zwischen den Partei­en. Der Media­tor benötigt nun ein Instru­ment welches ihm erlaubt, mit dem Stress, den auch er als Prozess­füh­rer mitbe­kommt, gut umzuge­hen und die Partei­en weiter­hin durch die Media­ti­on beglei­ten kann.

An einer Trans­ak­ti­on sind fast ausschließ­lich Unter­neh­mer und gut ausge­bil­de­te Berater betei­ligt. Dieser Kreis stellt hohe Anfor­de­run­gen an die Profes­sio­na­li­tät eines Media­tors. Denn Käufer und Verkäu­fer führen regel­mä­ßig Menschen und weisen so eine natür­li­che Autori­tät auf. Mit diesen Persön­lich­kei­ten muss ein Media­tor in M&A Prozes­sen umgehen und seine eigene respek­tier­te Autori­tät in den Prozess einbrin­gen können.

Der Media­tor als Präventivinstrument

Die Teilneh­mer und Prozess­füh­rer bei Unter­neh­mens­trans­ak­tio­nen greifen immer häufi­ger auf einen Media­tor als Präven­ti­v­in­stru­ment zurück. Der präven­ti­ve Einsatz eines Media­tors ist gerade in Bezug auf den Vollzug der Unter­neh­mens­über­ga­be ein Instru­ment, welches die betei­lig­ten Partei­en spürbar entlastet.

Deal Media­ti­on

Bei einer Media­ti­on in M&A Prozes­sen hat sich der Begriff der Deal Media­ti­on etabliert. Die Deal Media­ti­on wird bereits in der Projekt- und Prozess­pla­nung integriert. Hier werden zu Beginn der Planung die mögli­chen Prozess­schrit­te identi­fi­ziert, in denen erfah­rungs­ge­mäß Konflikt­po­ten­ti­al besteht. Die Deal Media­ti­on wird mit Ausnah­me im Schritt „Verhand­lung“ als Kurzzeit­me­dia­ti­on angelegt. Dies ist dem häufig auftre­ten­den Zeitdruck des Gesamt­pro­zes­ses geschul­det.
Hierbei handelt es sich um eine präven­ti­ve Maßnah­me. Daher erfolgt anfangs eine grund­le­gen­de und umfas­sen­de Aufklä­rung aller betei­lig­ten Partei­en. Nicht zuletzt sollte kein Misstrau­en zwischen den Partei­en erzeugt werden. Schließ­lich schlägt ein Deal Media­tor ein Verfah­ren zur Konflikt­lö­sung vor, obwohl noch keine Konflik­te vorhan­den sind. Gerade in einer frühen Phase einer Trans­ak­ti­on erfor­dert eine Media­ti­on viel Finger­spit­zen­ge­fühl vom Media­tor. Dies ist z.B. bei der Verhand­lung der Parame­ter des NDA nötig. Denn hier wird bereits die Ernst­haf­tig­keit der Partei­en  identi­fi­ziert und die Basis für die weite­ren Verhand­lun­gen gelegt.

Abschluss­chan­cen erhöhen

Anders gesagt steigen die Abschluss­chan­cen einer Unter­neh­mens­trans­ak­ti­on bei einer geplan­ten Deal Media­ti­on. Schließ­lich setzen sich die Prozes­s­teil­neh­mer frühzei­tig und inten­siv mit ihren Inter­es­sen ausein­an­der. Darüber hinaus setzen sie den jeweils anderen Partner durch das Verfah­ren darüber in Kennt­nis. Das Media­ti­ons­ver­fah­ren schafft folglich Trans­pa­renz in einen M&A Prozess. So sorgt es für eine gewis­se vertrau­ens­vol­le Basis für den Unternehmenskauf.

Betrach­tet man den um Media­ti­on erwei­ter­ten Prozess, so stellt sich der zeitli­che Rahmen auf dem ersten Blick als erwei­tert und langwie­ri­ger dar. Analy­siert man dagegen das regel­mä­ßi­ge Verhal­ten der Prozes­s­teil­neh­mer in Bezug auf die Länge bei Verhand­lun­gen von einzel­nen Parame­tern, so wird klar: Eine präven­ti­ve Media­ti­on kann den Prozess zum Teil erheb­lich verkür­zen. Dies ist der Tatsa­che geschul­det, dass eine Media­ti­on viele mögli­che Streit­punk­te bereits im Vorfeld besei­ti­gen kann. Dadurch können wieder­hol­te und langwie­ri­ge Verhand­lungs­run­den entfallen.

Konflik­te reduzieren

Das zu Beginn beschrie­be­ne Konflikt­feld der Verkäu­fer­bin­dung kann durch die Media­ti­on ebenfalls minimiert oder sogar ausge­schlos­sen werden. Denn eine Unternehmens­nachfolge Media­ti­on fördert grund­sätz­lich die Nachhal­tig­keit von Verhand­lun­gen. Dies kann aber gleich­zei­tig einen Nachteil für die Argumen­ta­ti­ons­ket­te des Verkäu­fers darstel­len, wenn er von vorne­her­ein das Unter­neh­men nach Closing schnellst­mög­lich verlas­sen will. Denn in diesem Verfah­ren wird Trans­pa­renz geför­dert und gefordert.

Für den M&A Berater oder die M&A Boutique hat die Imple­men­tie­rung der Deal Media­ti­on viele Vortei­le. Die Berater verdie­nen ihre Erfolgs­pro­vi­si­on nur, wenn die Trans­ak­ti­on durch einen notari­el­len Kaufver­trag abgeschlos­sen wird. Hinzu kommt der Image­ge­winn auf dem Markt, bei vielen erfolg­rei­chen Trans­ak­tio­nen mit einer funktio­nie­ren­der Post Merger Phase. Die Deal Media­ti­on kann hier ein entschei­den­des Instru­ment sein.

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FAQ

Welche Anfor­de­run­gen stellt die Unter­neh­mens­trans­ak­ti­on an einen Media­tor?

Die Feldkom­pe­tenz spielt in der Media­ti­on meist nur eine unter­ge­ord­ne­te Rolle. Die Arbeit des Media­tors ist schließ­lich in aller Regel prozess­ver­ant­wort­lich und nicht inhalt­lich. Doch einigen Momen­te und Konflik­te erfor­dern ein hohes Maß an Exper­ten­wis­sen erfor­der­lich. Daher bedarf es häufig einen trans­ak­ti­ons­er­fah­re­nen Media­tor. Dieser sollte zusätz­lich zu den bereits genann­ten Grund­an­for­de­run­gen unbedingt weite­ren prozess­spe­zi­fi­schen Anfor­de­run­gen genügen. Zum Einen sollte der Media­tor die wirtschaft­li­chen Aspek­te und Fachter­mi­ni verste­hen. Denn nur so kann er mithil­fe von geschlos­se­nen Fragen auch effek­tiv mediie­ren. Zum anderen sollte er eine gefes­tig­te Persön­lich­keit darstel­len. Schließ­lich treffen in einer Unter­neh­mens­trans­ak­ti­on verschie­de­ne Führungs­kräf­te aufeinander. 

Was ist eine Deal Media­ti­on im Kontext einer Unter­neh­mens­trans­ak­ti­on?

Der Begriff der Deal Media­ti­on hat sich bei der Media­ti­on in M&A Prozes­sen etabliert. Als Teil der Prozess- und Projekt­pla­nung werden hier gleich zu Beginn die Schrit­te identi­fi­ziert, in denen erfah­rungs­ge­mäß Konflikt­po­ten­ti­al besteht. Auf Grund des Zeitdrucks wird die Deal Media­ti­on mit Ausnah­me im Schritt „Verhand­lung“ als Kurzzeit­me­dia­ti­on angelegt. Die Deal Media­ti­on braucht zu Beginn viel Aufklä­rung und Finger­spit­zen­ge­fühl. Schließ­lich wird die Deal Media­ti­on als Verfah­ren zur Konflikt­lö­sung ins Spiel gebracht, noch bevor Konflik­te entste­hen. Insge­samt erhöht die Deal Media­ti­on vor allem die Trans­pa­renz und schafft so gemein­sa­mes Vertrau­en für die Unter­neh­mens­trans­ak­ti­on. Schließ­lich setzen sich die Prozes­s­teil­neh­mer frühzei­tig und inten­siv mit ihren Inter­es­sen ausein­an­der und gegen­sei­tig darüber in Kennt­nis. Dadurch macht die Deal Media­ti­on den Unter­nehmens­verkauf nicht nur erfolg­rei­cher. Vielmehr verkürzt sie so auch den Prozess zum Teil erheblich.