Tisch voller Werkzeuge hinter blauem Vordergrund, beschriftet mit Zahl 180.000

Unternehmens­nachfolge im Handwerk: 180.000 Überneh­mer gesucht

Nach dem DIHK schlägt nun auch das der Zentral­ver­band des deutschen Handwerks (ZDH) Alarm. Bis zum Jahr 2020 suchen über 180.000 Handwerks­be­trie­be einen Nachfol­ger. Damit folgt dem Fachkräf­te­man­gel im deutschen Handwerk ein Unter­neh­mer­man­gel. Der ZDH warnt: “Ohne geeig­ne­te Nachfol­ger an der Unter­neh­mens­spit­ze droht der Verlust von Know-how, Wertschöp­fung und nicht zuletzt von Ausbil­dungs- und Arbeits­kräf­ten im Handwerk.”

Ungelös­te Unter­neh­mens­nach­fol­gen bedro­hen Handwerker

Die Umfra­ge wurde bundes­weit in Zusam­men­ar­beit mit 40 Handwerks­kam­mern durch­ge­führt. Hier sind die wichtigs­ten Ergeb­nis­se der Umfra­ge auf einen Blick:

  • Von der Unternehmens­nachfolge im Handwerk ist jeder fünfte Betrieb betrof­fen: Rund 19 % aller Inhaber wollen ihren Betrieb in den kommen­den fünf Jahren überge­ben. Dies sind zumeist größe­re Betrie­be mit mehr als fünf Angestellten.
  • Kleine Betrie­be schlie­ßen häufi­ger: Etwa jeder fünfzehn­te Handwerks­be­trieb (6,6%) wird inner­halb der nächs­ten 5 Jahre schlie­ßen. Davon sind deutlich mehr kleine­re Handwerks­be­trie­be mit vier und weniger Mitar­bei­tern betrof­fen. Ein Grund dafür ist die weit verbrei­te­te Ertrags­schwä­che dieser Betriebe.
  • Schwie­ri­ge Suche nach einem geeig­ne­ten Nachfol­ger: Rund ein Drittel der Inhaber eines mittel­gro­ßen Handwerks­be­trie­bes mit fünf bis neunzehn Beschäf­tig­ten benennt die erfolg­rei­che Suche eines Nachfol­gers als die größte Hürde im Nachfolgeprozess.
  • Unter­neh­mens­wert­ermitt­lung fällt schwer:  Rund 14% aller Senior­un­ter­neh­mer stellt die Ermitt­lung eines realis­ti­schen Unter­neh­mens­wer­tes vor größe­re Heraus­for­de­run­gen. Rund 40% aller Unter­neh­men haben bisher keine Bewer­tung vorge­nom­men bzw. sehen keine Notwen­dig­keit für eine solche.

60% haben Generations­wechsel nicht vorbereitet 

Inter­es­sant ist, dass nur etwa jeder fünfte befrag­te Handwer­ker einen Überga­be­plan erstellt hat. Rund 62 Prozent haben bisher keine Maßnah­men geplant bzw. jeder sechs­te Befrag­te machte keine Angaben zum Stand der Überga­be­vor­be­rei­tun­gen. “Dabei ist die gute Planung einer Unternehmens­nachfolge im Handwerk eins der wesent­li­chen Erfolgs­fak­to­ren für einen erfolg­rei­chen Generations­wechsel”, sagt Klaus-Chris­ti­an Knuff­mann, auf Unter­neh­mens­nach­fol­gen spezia­li­sier­ter Berater in Krefeld.

Beson­ders auffäl­lig ist, dass sich jeder zweite Befrag­te noch nicht für die Form der Überga­be entschie­den bzw. jeder Dritte keine Angabe zur Form der geplan­ten Überga­be gemacht hat. Der Verkauf des Unter­neh­mens wird aller­dings von dreimal bis viermal mehr Unter­neh­mens­in­ha­bern gegen­über anderen Formen der Übertra­gung wie Schen­kung, Verpach­tung oder Leibren­te präfe­riert. Damit stützt die Studie Ergeb­nis­se anderer Studi­en, die darauf verwei­sen, dass immer weniger Unter­neh­mens­nach­fol­gen inner­halb der Familie organi­siert werden.

Nachfol­ger­su­che ist zentra­le Heraus­for­de­rung für Unternehmens­nachfolge im Handwerk 

Die größte Hürde für einen erfolg­rei­chen Überga­be­pro­zess stellt für Betriebs­in­ha­ber im Handwerk die Suche nach einem geeig­ne­ten Nachfol­ger dar. Denn jeder vierte Betrieb und jeder dritte Betrieb mit 5-19 Beschäf­tig­ten benennt die Suche nach einem Unter­neh­mens­nach­fol­ger als die größte Heraus­for­de­rung bei der Organi­sa­ti­on des Stabwech­sels. Dieser Unter­neh­mer­man­gel ist u.a. durch die demogra­fi­schen Entwick­lung als durch die durch den Fachkräf­te­man­gel beding­te gute Arbeits­markt­si­tua­ti­on zu begründen.

Überhöh­te Wertvor­stel­lun­gen erschwe­ren Übergabe

Schließ­lich stellt die Ermitt­lung des Unter­neh­mens­wer­tes eine weite­re Schwie­rig­keit für jeden siebten Handwer­ker dar.  Denn viele der Betrie­be wenden sich in Nachfol­ge­fra­gen an ihre Steuer­be­ra­ter, die in vielen Fällen auf einfa­che­re und kosten­güns­ti­ge­re Bewer­tungs­ver­fah­ren zurück­grei­fen. Die ertrags­wert­ori­en­tier­ten Verfah­ren der Handwerks­kam­mern oder von freibe­ruf­li­chen Unter­neh­mens­be­ra­tern hinge­gen nutzen nur 5% aller Befrag­ten. Immer­hin knapp 40% der Befrag­ten halten eine Bewer­tung für nicht erfor­der­lich. Diese Haltung kennt der auf Unter­neh­mens­nach­fol­gen im Mittel­stand spezia­li­sier­te Berater Ingo Claus aus seiner tägli­chen Arbeit: “Eine Unter­neh­mens­wert­ermitt­lung zwingt einen Überge­ber, sich sehr inten­siv mit seinem Unter­neh­men ausein­an­der­zu­set­zen. Über eine ertrags­wert­ori­en­tier­te Unter­neh­mens­be­wer­tung kann ein Unter­neh­mer nicht nur eine realis­ti­sche Kaufpreis­er­war­tung entwi­ckeln, sondern beant­wor­tet im Rahmen dieses Prozes­ses bereits eine ganze Reihe von Fragen poten­ti­el­ler Überneh­mer zu seinem Unternehmen.”

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