Unter­neh­mer­man­gel: Junio­ren scheu­en famili­en­in­ter­ne Unternehmensnachfolgen

Famili­en­in­ter­ne Unter­neh­mens­nach­fol­gen werden in der sogenann­ten DACH-Region immer selte­ner. Denn die meisten ihrer Unter­neh­mer­kin­der in Deutsch­land, Öster­reich und der Schweiz haben kein Inter­es­se daran, den elter­li­chen Betrieb weiter­zu­füh­ren. Vielmehr zieht es die Kinder in Angestell­ten­ver­hält­nis­se. In Deutsch­land ist dieser Trend nach einer Studie der Univer­si­tät St. Gallen und der Beratungs­ge­sell­schaft EY noch ausge­präg­ter als anders­wo und hat sich in den letzten Jahren noch verstärkt.

Bedroh­li­cher Unter­neh­mer­man­gel steht bevor

Bereits im vergan­ge­nen Jahr warnte der Deutsche Indus­trie- und Handels­kam­mer­tag (DIHK) in einer Studie vor dem bevor­ste­hen­den Unter­neh­mer­man­gel. Auch die Kredit­an­stalt für Wieder­auf­bau verwies bereits vor Monaten auf die im Vergleich zur demogra­fi­schen Entwick­lung deutlich schnel­le­ren Alterung der Unter­neh­mer­schaft in Deutsch­land. Diese Ergeb­nis­se werden durch die aktuel­le Studie zusätz­lich unter­stri­chen. So wollen etwa nur etwa vier  Prozent  der deutschen Studen­ten, deren Eltern ein Famili­en­un­ter­neh­men besit­zen, inner­halb von fünf Jahren Nachfol­ger ihrer Eltern werden. Famili­en­in­ter­ne Unter­neh­mens­nach­fol­gen können sich nur ungefähr neun Prozent aller Unter­neh­mer­kin­der grund­sätz­lich vorstellen.

Öster­reich und Schweiz stehen vor ähnli­cher Situation

Die Zahlen für Öster­reich und die Schweiz sind dabei sehr ähnlich. In Öster­reich wollen 3,4 Prozent der Kinder inner­halb der nächs­ten fünf Jahre in  die unter­neh­me­ri­schen Fußstap­fen der Eltern treten bzw. 12,6% streben famili­en­in­ter­ne Unter­neh­mens­nach­fol­gen grund­sätz­lich an. In der Schweiz wollen nur 3,9 Prozent in den nächs­ten fünf Jahren und 10,4 Prozent grund­sätz­lich den elter­li­chen Betrieb übernehmen.

Damit liegt die Bereit­schaft der Junio­ren für famili­en­in­ter­ne Unter­neh­mens­nach­fol­gen im inter­na­tio­na­len Vergleich am unteren Ende. So können sich weltweit immer­hin 19,8 Prozent aller Unter­neh­mer­kin­der vorstel­len, in die Nachfol­ge ihrer Eltern einzu­tre­ten.  In Sachen der frühen Verpflich­tung auf die Nachfol­ge liegen die deutsch­spra­chi­gen Unter­neh­mer­kin­der nur leicht unter­halb des globa­len Durch­schnitts von rund 5%. Die Studie basiert auf einer Befra­gung von 34.000 Unter­neh­mer­kin­dern aus 34 Ländern und wurde zum zweiten Mal publiziert.

Attrak­ti­ve Alter­na­ti­ven zum famili­en­in­ter­nen Generationswechsel

Die große Diffe­renz zwischen den Ergeb­nis­sen der DACH-Region und dem Rest der Welt dürfte in der Attrak­ti­vi­tät der Arbeits­märk­te liegen, denn wo die Wirtschaft nur schwie­rig in Gang kommt, sind viele Unter­neh­mer­kin­der auf einen Arbeits­platz im elter­li­chen Unter­neh­men angewie­sen. Dank des sich gut entwi­ckeln­den Wirtschafts­um­fel­des in Mittel­eu­ro­pa und dem damit einher­ge­hen­den Fachkräf­te­man­gel konzen­triert sich mit rund 60% ein Großteil der  Junio­ren zunächst einmal auf eine Karrie­re im Angestell­ten­ver­hält­nis außer­halb des elter­li­chen Unter­neh­mens. Viele wollen sich aber auch unter­neh­me­risch versu­chen und arbei­ten an der Gründung eines eigenen Unter­neh­mens. Für diese Junio­ren ist der elter­li­che Betrieb offen­bar nicht attrak­tiv genug, um diesen im Rahmen einer famili­en­in­ter­nen Nachfol­ge zu überneh­men. Denn grund­sätz­lich sind die Nachfol­ge­ab­sich­ten der jünge­ren Genera­ti­on in den vergan­ge­nen Jahren weltweit um rund 30% zurück gegangen.

Töchter bewer­ten famili­en­in­ter­ne Unter­neh­mens­nach­fol­gen risikoreicher

Laut der Studie gibt es auch Unter­schie­de zwischen den beiden Geschlech­tern. Unabhän­gig vom Studi­en­fach, der Kultur und der Gebur­ten­rei­hen­fol­ge hätten Töchter weltweit weniger Lust, famili­en­in­ter­ne Unter­neh­mens­nach­fol­gen anzutre­ten. “Es zeigt sich, dass Töchter eine unter­neh­me­ri­sche Laufbahn als riskan­ter erach­ten als Söhne”, sagte Profes­sor Thomas Zellwe­ger von der Univer­si­tät St. Gallen der Schwei­zer Handels­zei­tung. “Außer­dem sind Söhne überzeug­ter von ihren eigenen unter­neh­me­ri­schen Fähig­kei­ten als Töchter.”

Gute Vorbe­rei­tung wird immer wichtiger

Denn die Ergeb­nis­se dieser Studie machen deutlich, dass es für Famili­en­be­trie­be von hoher Wichtig­keit ist, den Generations­wechsel gut vorzu­be­rei­ten.  “Aus unserer Erfah­rung nach sollten sich Unter­neh­mer bereits ab dem 55. Lebens­jahr zum ersten Mal mit ihrem eigenen unter­neh­me­ri­schen Erbe beschäf­ti­gen”, empfiehlt Ingo Claus, auf Unter­neh­mens­nach­fol­gen spezia­li­sier­ter Berater bei K.E.R.N - Die Nachfolge­spezialisten. Denn nur etwa einem Drittel aller Famili­en­un­ter­neh­men gelin­gen famili­en­in­ter­ne Unter­neh­mens­nach­fol­gen. Claus ergänzt: “In einem ersten Schritt sollte sich der Unter­neh­mer deshalb überle­gen, was er wann an wen überge­ben möchte. Danach steht die Unter­neh­mer­fa­mi­lie vor der Heraus­for­de­rung, den Nachwuchs von den Chancen und der Attrak­ti­vi­tät einer famili­en­in­ter­nen Nachfol­ge zu überzeugen.”

Lesen Sie dazu auch unseren Kommen­tar.

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