Unternehmensnachfolge in Corona-Zeiten wird herausfordernder

Unternehmens­nachfolge in Corona-Zeiten wird herausfordernder

Das aktuel­le Nachfol­ge-Monito­ring Mittel­stand der KFW, aus Dezem­ber 2020, bestä­tigt, dass Unternehmens­nachfolge auch in Krisen­zei­ten funktio­niert, aber ein geplan­ter Unter­nehmens­verkauf nicht einfa­cher wird.
Eine gelin­gen­de Unternehmens­nachfolge war noch nie Tages­ge­schäft. Gerade in der aktuel­len CORONA – Krise stellen sich für nachfol­ge­wil­li­ge Unter­neh­me­rIn­nen, aber auch Kaufin­ter­es­sen­ten, ganz neue Herausforderungen.

Insol­venz­an­trä­ge steigen im 1. Quartal 2021

Eine aktuel­le Umfra­ge der deutschen Unter­neh­mens­bör­se DUB aus Januar 2021 zeigt auf, dass die Mehrheit der Befrag­ten Insol­venz­ver­wal­ter schon für das 1. Quartal 2021 mit einer deutlich erhöh­ten Zahl an Insol­venz­an­trä­gen rechnet. Die Adler Beklei­dungs­märk­te waren hier offen­sicht­lich nur der Anfang.

Zugesag­te Förder­mit­tel und Überbrü­ckungs­kre­di­te können vielen Unter­neh­men nicht helfen, die aktuel­le Krise zu überste­hen. Davon können auch ganz schnell Unter­neh­men in Branchen betrof­fen sein, die aktuell von CORONA noch keine negati­ven Auswir­kun­gen spüren. Plötz­li­che, unerwar­te­te Zahlungs­aus­fäl­le von Kunden und Liefe­ran­ten können auch vermeint­lich gesun­de Unter­neh­men schnell in erheb­li­che Liqui­di­täts­pro­ble­me führen. 

Die Ausset­zung der Insol­venz­an­trags­pflicht kann nicht dauer­haft verlän­gert werden. Die meisten befrag­ten Exper­ten sehen die aktuel­le Ausset­zung der Antrags­pflicht äußerst skeptisch. Sie führt zu Wettbe­werbs­ver­zer­rung und rettet letzt­end­lich, seit langem angeschla­ge­ne Unter­neh­men, auf Dauer nicht.

Staat­li­che Hilfen beein­flus­sen künfti­ge Nachfolgeprojekte

Es zeich­net sich bereits jetzt ab, dass für laufen­de Nachfol­ge­pro­jek­te, aber auch für künftig geplan­te Unter­neh­mens­nach­fol­gen, in der Vergan­gen­heit gewähr­te Überbrü­ckungs­hil­fen und Förder­mit­tel zu erheb­li­chen Proble­men führen werden. Niemand kann heute genau sagen, ob die gewähr­ten Mittel nicht unter Umstän­den ohne Berech­ti­gung (zumin­dest aus Sicht der Behör­den) gewährt wurden und irgend­wann zurück­ge­for­dert werden.

Dies führt zu erheb­li­chen Unsicher­hei­ten bei der Kaufpreis­fin­dung und zu einer deutlich höheren Risiko­be­tei­li­gung der Verkäu­fer in der Zukunft.

Die Hälfte der Unternehmer/Innen hat keine konkre­ten Überle­gun­gen für eine Unternehmens­nachfolge und die Zeit danach 

Bei den vergan­ge­nen Befra­gun­gen im Rahmen des KfW-Mittel­stand­spa­nel in den Jahren 2017-2019 waren es nur etwa 41-45 % aller KMU.

Grund für den deutli­chen Anstieg „unvor­be­rei­te­ten Unter­neh­mer“ sind akute Sorgen über den Unter­neh­mens­be­stand in der aktuel­len Krise aber auch die zuneh­mend unsicher erschei­nen­de Zukunft. Diese Entwick­lung steht in unmit­tel­ba­ren Zusam­men­hang mit dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 und wird sich wahrschein­lich durch den aktuel­len Lockdown weiter verschärfen.

Auch die deutlich rückläu­fi­ge Zahl von Nachfol­ge – Insera­ten verkaufs­wil­li­ger Unter­neh­mer auf der Inter­net­platt­form www.nexxt-change.de, einer Nachfol­ge­bör­se, bestä­ti­gen diesen Trend. Im April 2020 wurden über 50 % weniger solcher Insera­te geschal­tet als im Durchschnittsmonat.

Kriesen­be­dingt zuneh­men­de Warschein­lich­keit von Unternehmens-Stilllegungen 

Die aktuel­le Befra­gung zeigt zudem, dass der Anteil von Nachfol­ge planen­den kleinen und mittel­stän­di­schen Unter­neh­men von 39% auf 31%, also um mehr als 20% sinkt. Gleich­zei­tig steigt der Anteil geplan­ter Still­le­gun­gen von 14% auf 17% der Befragten.

Kurzfris­ti­ger Nachfol­ge­be­darf steigt durch Alterung 

Der Druck, die eigene Unternehmens­nachfolge zu organi­sie­ren, steigt also deutlich. Dem gegen­über steht ein deutlich sinken­der Gründer­geist beim Nachwuchs. Allei­ne die 7% der kleinen und mittel­stän­di­schen Unter­neh­men, die inner­halb der nächs­ten beiden Jahre einen Nachfol­ge­In suchen, beläuft sich auf insge­samt 260.000 Unternehmen.

Inner­fa­mi­liä­re Unter­neh­mens­nach­fol­gen werden ebenfalls selte­ner. Drohen­de Erbschafts­steu­er kann inner­fa­mi­liä­re Nachfol­ge verhindern. 

Während vor fünf Jahren noch über 40% der Betrie­be inner­halb der Familie überge­ben wurden, sind es jetzt nur noch 34%. Dies hängt mit der demogra­phi­schen Entwick­lung zusam­men, denn die schei­den­de Unter­neh­mer­ge­ne­ra­ti­on hat histo­risch weniger Kinder. Zudem sind die beruf­li­chen und priva­ten Inter­es­sen der Kinder- und Gründer­ge­nera­ti­on häufig deutlich anders als die der aktuel­len Unternehmer.

Zudem behin­dern die aktuell gelten­den Verscho­nungs­re­geln bei der inner­fa­mi­liä­ren Übertra­gung von Unter­neh­mens­be­tei­li­gun­gen massiv geplan­te Nachfol­gen. Insbe­son­de­re, wenn Unter­neh­men aktuell stark von der CORONA-Krise betrof­fen sind, können sie die gefor­der­ten Lohnsum­men, um von der Erbschaft­steu­er verschont zu belie­ben, nicht mehr garan­tie­ren. Kurzar­beit-Inanspruch­nah­me wird nämlich bei den Lohnsum­men nicht berück­sich­tigt. Hier muss die Politik dringend nachbes­sern! Fälli­ge Erbschaft­steu­er wird aktuell sogar im Insol­venz­fall von den Finanz­äm­tern, notfalls sogar von den Inhabern privat eingefordert.

Finan­zi­el­le Risiken und Belas­tung der Familie sind häufig Gründungshürden

Die finan­zi­el­len Risiken für Unter­neh­mens­käu­fer steigen, da die Finan­zie­rungs­be­reit­schaft durch Banken aufgrund der aktuel­len Krisen­si­tua­ti­on eher sinkt. Selbst wenn Finan­zie­run­gen zugesagt werden, werden diese ohne persön­li­che Sicherheiten/Bürgschaften der Nachfol­ger­ge­ne­ra­ti­on kaum noch gewährt. Finan­zie­rungs­zu­sa­gen ziehen sich zudem hin.

Auch von den Überge­bern wird eine deutlich länge­re und höhere Risiko-Betei­li­gung nach der eigent­li­chen Unter­neh­mens­über­ga­be erwar­tet. Gewähr­te Förder­mit­tel und Überbrü­ckungs­hil­fen können, wie oben angedeu­tet, zu erheb­li­chen Schwie­rig­kei­ten in der Zukunft führen.

Niemand kann heute sagen, in welchem Umfang die gewähr­ten Hilfen überprüft werden und wer wann welche Hilfen unter Umstän­den zurück­zah­len muss. Das führt zu einer deutlich unsiche­ren Kaufpreisfindung.

Unternehmens­nachfolge, gut vorbe­rei­tet und von Exper­ten beglei­tet, kann auch in Kriesen­zei­ten gelingen!

Dies bestä­tigt auch das aktuel­le KfW – Mittel­stand­spa­nel. Viele in den letzten Monaten abgeschlos­se­ne Nachfol­ge­man­da­te bewei­sen, dass auch in Krisen­zei­ten gute Lösun­gen gefun­den werden, die sowohl den Verkäu­fer als auch die Nachfol­ger­ge­ne­ra­ti­on zufrie­den stellen. Auch wenn die Vorbe­rei­tung deutlich gründ­li­cher ausfal­len sollte und die Verhand­lun­gen häufig länger und inten­si­ver sind, lassen sich am Ende für beide Seiten zukunfts­fä­hi­ge Lösun­gen gestalten.

Da die Unter­neh­mer aktuell mehr denn je im Tages­ge­schäft einge­bun­den sind, wird noch deutli­cher: Unternehmens­nachfolge ist kein Tagesgeschäft.

In jedem Fall sollten schon früh erste Nachfol­ge­pla­nun­gen konkre­ti­siert und das Unter­neh­men fit und krisen­fest gestal­tet werden. Überga­be­pro­zes­se dauern daher eher länger. Nachfol­ge­wil­li­ge Unter­neh­me­rIn­nen sollten mit mindes­tens 2-3 Jahren im Regel­fall rechnen.

Fazit für die Unternehmensnachfolge: 

Der Unter­nehmens­verkauf Ablauf in Corona-Zeiten ist nicht einfa­cher gewor­den. Gerade beim Unter­nehmens­verkauf geht Trans­ak­ti­ons­si­cher­heit vor Kaufpreismaximierung. 

Der Verkaufs­pro­zess verlän­gert sich in der Regel durch viele Unwäg­bar­kei­ten am Markt. Eine Betei­li­gung der Altin­ha­ber am künfti­gen Unter­neh­mens­er­folg ist bei der Kaufpreis­ge­stal­tung bei vielen Verkaufs­ge­sprä­chen mittler­wei­le die Regel. Finan­zie­rungs­ge­sprä­che mit Kredit­in­sti­tu­ten verlau­fen deutlich langwie­ri­ger und schwie­ri­ger als bisher üblich.

Aber die Krise bietet auch Chancen.

Mit einem erfah­re­nen „Unter­neh­mer auf Augen­hö­he“, der Nachfol­ge erlebt und gestal­tet hat, lassen sich auch in der aktuel­len CORONA-Krise gute Unter­neh­mens­nach­fol­gen famili­en­in­tern und -extern gestal­ten. Mehr denn je zählt: gute Vorbe­rei­tung und Beglei­tung sind nachweis­bar Erfolgsfaktoren.

Quellen:

KfW – Mittel­stand­spa­nel 2017-2020 Nummer 308, 17. Dezem­ber 2020Nachfolge – Monitor­ring Mittel­stand 2020 gut vorbe­rei­tet in die Krise – Corona verschärft Gründungs­eng­pass https://www.kfw.de/KfW-Konzern/KfW-Research/KfW-Mittelstandspanel.html

Deutsche Unter­neh­mens­bör­se DUB – Umfra­ge zur Insol­venz­la­ge in Deutsch­land „Wann beginnt die große Insol­venz­wel­le?“ 13. Januar 2020 https://www.dub.de/insolvenzboerse/insolvenz-und-konkurs/wann-beginnt-die-grosse-insolvenzwelle/

Bild: Fotolia.com

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