Die Unternehmensnachfolge wird in den deutschen Familienunternehmen oft lange, manchmal zu lange hinausgezögert. Die Gründe dafür können vielfältig sein. Oft sind es ungelöste familiäre Probleme, die den Unternehmer daran hindern, den Generationswechsel anzugehen. Eine gute Nachfolgeberatung kann dabei oft mit geringem Aufwand helfen.
Familiäre Ursachen für ungelöste Unternehmensnachfolgen
Oft werden als Ursachen für eine hinausgezögerte Unternehmensnachfolge „Nicht-loslassen-können“ oder mangelnde Perspektiven für das Leben danach angeführt. Bei genauerem Hinsehen liegen die Gründe häufig in der eigentlichen Stärke dieser Unternehmen: der Familie. Bei der Nachfolgerauswahl aus den eigenen Reihen müssen Antworten auf die schwierige Fragen gefunden werden. Dies können beispielsweise die folgenden sein:
- Welches Kind wähle ich aus?
- Welche haben die richtigen Fähigkeiten?
- Wie verteile ich die Gesellschaftsanteile gerecht?
- Wollen die Kinder überhaupt in das Unternehmen oder soll ich ihnen das antun?
- Wie gehe ich mit evtl. unehelichen Kindern um?
All diese Fragen beruhen auf einem Grundproblem. Denn es schlagen zwei Herzen in Familienunternehmer(innen), die zu einem schwierigen Rollenkonflikt führen. Das Elternherz mit dem Anspruch, alle Kinder gerecht zu behandeln und das Unternehmerherz mit der Pflicht, die richtige unternehmerische Entscheidung zu treffen.
Dabei sind Themen wie Trennungen, neue Partner und Familienstreitigkeiten noch gar nicht berücksichtigt. Man kann sich leicht vorstellen, welche emotionalen Herausforderungen ein Übergeber u. U. vor sich herschiebt.
Wie kann eine Nachfolgeberatung helfen?
- Neutralität: Der größte Vorteil einer externen Nachfolgeberatung liegt in der Neutralität des Beraters. Ein Mitglied eines Familiensystems kann diese Rolle von Haus aus nicht einnehmen. Nur ein Außenstehender kann deshalb ohne Vorbehalt die Anliegen aller Beteiligten abholen. Die Offenlegung aller Interessen ist die Basis für die Erarbeitung einer einvernehmlichen Lösung.
- Lösungsorientierung: In einem anschließenden Beratungsprozess ist der Nachfolgeberater immer lösungsorientiert, während Familienmitglieder häufig Probleme und deren Ursachen diskutieren, was häufig in Streitereien endet. Die Moderation des Prozesses durch einen Dritten führt in der Regel dazu, dass alle Beteiligten größtenteils sachlich bleiben und auch sonst etwas schüchterne Menschen zu Wort kommen.
- Erfahrung: Da eine Unternehmensnachfolge normalerweise nur einmal in einer Generation ansteht, fehlt die entsprechende Erfahrung. Schon alleine die Vielzahl an Stolperfallen, die auf rechtlicher, steuerlicher, betriebswirtschaftlicher und vor allem emotionaler Seite lauern, macht die Einbindung eines erfahrenen Beraters lohnenswert. Auch bei der Lösungsfindung ist die durch die Vielzahl der Mandate angesammelte Erfahrung des Beraters sehr hilfreich.
- Konfliktlösung: Manchmal verhindern bereits schwelende Konflikte eine einvernehmliche und gute Nachfolgelösung. Auch hier kann die Moderation oder bei schwereren Fällen eine Mediation sehr schnell zu einer guten Lösung führen. Da häufig unterschiedliche Meinungen und Einschätzungen des Unternehmenswertes zu Streit führen, ist eine objektive Unternehmensbewertung durch einen Fachmann gleich zu Beginn des Prozesses empfehlenswert.
Worauf ist bei der Auswahl eines Nachfolgeberaters zu achten?
Natürlich bieten die Kammern Hilfe und Empfehlungen an, die im ersten Schritt immer nützlich sind. In der weiteren Auswahl eines Beraters können folgende Fragen weiterhelfen:
- Welche Erfahrungen kann der Berater im Bereich der Nachfolge aufweisen?
- Welche Referenzen gibt es?
- Wie ist die Vorgehensweise in diesem Prozess? Ist sie lösungsoffen oder wird eine schnelle Lösung versprochen?
- Welche Qualifikationen sind hinsichtlich der Schlüsselkompetenzen Kommunikation und Moderation vorhanden?
- Welches Netzwerk steht dem Berater im Hintergrund zur Verfügung?
- Sind alle Beteiligten mit dem Berater einverstanden?
Da in einem solchen Prozess sehr heikle Themen diskutiert werden, spielen nicht zuletzt Vertrauenswürdigkeit und Sympathie eine entscheidende Rolle für den Erfolg. Hier finden Sie eine Übersicht über klassische Beratungsfallen von der IHK Frankfurt.
In den meisten Bundesländern werden Unternehmensnachfolgen finanziell gefördert. Deshalb sollte für diesen Fall auch die Zulassung des Beraters bei den jeweiligen Förderstellen erfragt werden.
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