Für viele Unternehmer:innen gehört die Geschäftsaufgabe aus Altergründen zu den herausforderndsten Phasen ihres Berufslebens. Nach jahrelangem Engagement stellt sich irgendwann die Frage, wie es mit dem Unternehmen weitergehen soll, wenn die eigene Schaffenskraft nachlässt.
Eine Betriebsschließung erfordert sorgfältige Planung und Vorbereitung – sowohl in rechtlicher und finanzieller als auch emotionaler Hinsicht. Dieser Leitfaden bietet Ihnen eine strukturierte Übersicht über alle relevanten Aspekte.
Inhaltsverzeichnis
Was bedeutet Geschäftsaufgabe?
Eine Geschäftsaufgabe bezeichnet die vollständige Einstellung der unternehmerischen Tätigkeit mit Liquidation aller Vermögenswerte. Anders als bei einem Firmenverkauf oder einer Unternehmensnachfolge wird der Betrieb nicht fortgeführt, sondern komplett aufgelöst.
Häufige Gründe für Betriebsaufgabe
- Fehlender Nachfolger im Familien- oder Mitarbeiterkreis
- Veränderte Marktbedingungen, die das Geschäftsmodell in Frage stellen
- Gesundheitliche Einschränkungen des Unternehmers
- Wunsch nach einem unbelasteten Ruhestand
- Wirtschaftliche Faktoren wie sinkende Rentabilität
- bevorstehende Insolvenz
Vorteile einer Schließung
Als Unternehmer:in schließen Sie ein Kapitel vollständig ab und müssen sich nicht mit den Herausforderungen einer Übergabe auseinandersetzen. Zudem können bei einer ordnungsgemäßen Abwicklung alle Verbindlichkeiten beglichen und Vermögenswerte bestmöglich verwertet werden.
Ist der Verkauf eine Alternative zur Geschäftsaufgabe aus Altersgründen?
Im Gegensatz zur Firmenaufgabe bleibt beim Firmenverkauf aus Altersgründen das Unternehmen als Einheit bestehen – nur die Eigentumsverhältnisse ändern sich. Der wesentliche Unterschied: Geschäftsbeziehungen, Arbeitsplätze und betriebliche Strukturen können erhalten bleiben.
Geschäftsaufgabe vs. Unternehmensverkauf im Vergleich
Kategorie | Geschäftsaufgabe aus Altersgründen | Unternehmensverkauf |
---|---|---|
Fortbestand des Unternehmens | ❌ Wird beendet | ✅ Bleibt bestehen |
Finanzielle Aspekte | Erlös aus Vermögenswerten, keine Vergütung des Goodwills | Potenziell höherer Erlös inkl. Firmenwert/Goodwill |
Zeitaufwand | ⏳ Mittel (3-12 Monate) | ⌛ Hoch (6-24 Monate) |
Komplexität | ⚙️ Mittel | ⚙️⚙️ Hoch |
Mitarbeiter | Kündigung aller Arbeitsverhältnisse | Mögliche Übernahme durch neuen Eigentümer |
Kundenstamm | Geht verloren | Kann erhalten bleiben und wird mitverkauft |
Rechtliche Aspekte | Abwicklung aller Verträge, Abmeldungen | Übertragung von Verträgen, Rechten und Pflichten |
Steuerliche Konsequenzen | Aufgabegewinn, evtl. Steuervorteile (§16, §34 EStG) | Veräußerungsgewinn, andere steuerliche Regelungen |
Emotionale Belastung | Klarer Schnitt, Abschiedsschmerz | Übergabeprozess. Ihr Lebenswerk wird fortgeführt. |
Finanzielle Aspekte des Verkaufs
Ein Verkauf bietet potenziell höhere finanzielle Erträge, da nicht nur die Substanz, sondern auch der immaterielle Wert (Goodwill) vergütet wird. Allerdings ist der Prozess oft komplexer und zeitaufwändiger. Eine GmbH-Auflösung aus Altersgründen gestaltet sich rechtlich anders als die Aufgabe eines Einzelunternehmens und erfordert spezifische Schritte gemäß GmbH-Gesetz.
Wann ist ein Verkauf sinnvoll?
Der Unternehmensverkauf ist besonders dann sinnvoll, wenn Ihr Unternehmen:
- Am Markt etabliert ist
- Über einen stabilen Kundenstamm verfügt
- Positive Zukunftsaussichten hat
- Eine starke Marke oder Alleinstellungsmerkmale besitzt
In solchen Fällen kann der Verkaufspreis deutlich über dem reinen Substanzwert liegen.
Der richtige Zeitpunkt und Einflussfaktoren
Den idealen Zeitpunkt zu bestimmen, ist eine zentrale Herausforderung. Verschiedene Faktoren sollten dabei berücksichtigt werden:
- Persönliche Faktoren: Gesundheitszustand, Energielevel und private Pläne
- Finanzielle Absicherung: Ist Ihre Altersversorgung bereits gesichert?
- Betriebliche Situation: Marktentwicklungen, aktuelle Auftragslage oder anstehende Investitionen
Diese Aspekte können relevante Gründe für eine Betriebsaufgabe sein und den Zeitpunkt maßgeblich beeinflussen.
Planungshorizont nicht unterschätzen
Wir von KERN Unternehmensnachfolge empfehlen, die Planung mindestens drei bis fünf Jahre vor der beabsichtigten Abschluss zu beginnen. Dies gibt Ihnen ausreichend Zeit, alle notwendigen Maßnahmen sorgfältig umzusetzen und die bestmöglichen Entscheidungen zu treffen.

Finanzielle Überlegungen
Bestandsaufnahme und Liquiditätsplanung
Die finanzielle Dimension bei einer Aufgabe erfordert eine gründliche Analyse. Beginnen Sie mit einer Bestandsaufnahme aller Vermögenswerte, Schulden und laufenden Verpflichtungen. Besonders wichtig ist dabei die Liquiditätsplanung für den gesamten Abwicklungsprozess.
Steuerliche Konsequenzen beachten
Steuerlich bringt die Betriebsaufgabe besondere Herausforderungen mit sich. Die Gewerbesteuer und andere steuerliche Konsequenzen sollten frühzeitig mit einem Steuerberater besprochen werden. Bei der Anmeldung der Betriebsaufgabe beim Finanzamt entsteht häufig ein Aufgabegewinn, der der Besteuerung unterliegt.
Steuerbegünstigungen nutzen
Unter bestimmten Voraussetzungen können jedoch Steuerbegünstigungen genutzt werden:
Noch vor wenigen Jahren ging die Mehrheit der deutsche Familienunternehmen an einen Nachfolger aus der Familie über an. Bei dieser Form der Nachfolge spielen Erbschaft- und Schenkungssteuern eine wesentliche Rolle. Hier gilt es zunächst zu klären, wer den Erbanspruch auf das Unternehmens hat, wer dieses Recht wahrnehmen möchte und welche steuerlichen Konsequenzen aus diesen Entscheidungen folgen. Dementsprechend können die folgenden Steuerarten anfallen:
- Ermäßigter Steuersatz nach § 34 EStG (Deutschland), §37 Abs. 5 EStG (Österreich)
- Freibetrag nach § 16 Abs. 4 EStG (bis zu 45.000 Euro) § 24 Abs. 4 EStG 1988 (Österreich)
- Verteilung des Aufgabegewinns über mehrere Jahre
- Anrechnung der Grunderwerbsteuer zwecks Vermeidung einer Doppelbelastung (Österreich)
Unter bestimmten Voraussetzungen können Sie bei einer Geschäftsaufgabe aus Altersgründen einen Freibetrag von bis zu 45.000 Euro nutzen, was die finanzielle Belastung deutlich reduzieren kann.
Wichtige Rückstellungen bilden
Vergessen Sie nicht, notwendige Rückstellungen bei Betriebsaufgabe zu bilden, etwa für:
- Aufbewahrung von Geschäftsunterlagen
- Mögliche Gewährleistungsansprüche
- Abwicklungskosten
Diese können die Steuerlast im Jahr der Betriebsaufgabe mindern.
Beachten Sie, dass nach der Geschäftsaufgabe für bestimmte Unterlagen gesetzliche Aufbewahrungsfristen nach Geschäftsaufgabe gelten. Die Rückstellung für Aufbewahrung dieser Dokumente ist steuerlich absetzbar.
Verwertung von Vermögenswerten
Bei der Verwertung Ihrer Vermögenswerte gibt es verschiedene Optionen:
- Anlagevermögen: Verkauf, Versteigerung oder Vermietung
- Waren und Vorräte: Abverkaufsaktionen oder Übernahme durch andere Händler
- Immobilien: Verkauf oder Vermietung
- Fuhrpark: Veräußerung oder Leasing-Rückgabe
Industrieversteigerungen als effiziente Methode
Industrieversteigerungen sind eine effiziente Methode, um Maschinen und Betriebsausstattung zu veräußern. Diese werden von spezialisierten Dienstleistern organisiert und erreichen eine breite Zielgruppe potentieller Käufer.
Personalmanagement bei Geschäftsaufgabe
Eine besondere Herausforderung beim Personalmanagement bei Betriebsaufgabe ist die rechtzeitige und transparente Kommunikation mit Ihren Mitarbeitenden. Informieren Sie frühzeitig über Ihre Pläne, um Unsicherheiten zu minimieren und gemeinsam Lösungen zu entwickeln.
Bei der Mitarbeiterkündigung müssen gesetzliche Kündigungsfristen und arbeitsrechtliche Vorschriften strikt eingehalten werden. In einigen Fällen ist ein Sozialplan erforderlich, besonders wenn mehrere Mitarbeiter:innen betroffen sind.
Unterstützen Sie Ihre Belegschaft bei der beruflichen Neuorientierung:
- Detaillierte Arbeitszeugnisse
- Empfehlungsschreiben
- Vermittlung an andere Unternehmen
- Unterstützung bei Bewerbungen
Diese Unterstützung ist nicht nur eine moralische Verpflichtung, sondern stärkt auch den positiven Eindruck Ihres Unternehmens bis zum Schluss.
Kommunikation mit Kunden und Lieferanten
Eine professionelle Kundeninformation bei Geschäftsaufgabe ist entscheidend für Ihren Ruf und die reibungslose Abwicklung laufender Geschäfte. Informieren Sie Ihre Kunden rechtzeitig und persönlich, idealerweise mit genügend Vorlauf, damit diese sich auf die Veränderung einstellen können.
Das Lieferantenmanagement bei einer Betriebsaufgabe umfasst die Abwicklung offener Bestellungen und die Klärung bestehender Verträge. Überprüfen Sie sorgfältig Kündigungsfristen und suchen Sie das persönliche Gespräch mit wichtigen Geschäftspartnern.
Besonders bei langfristigen Geschäftsbeziehungen ist eine wertschätzende Kommunikation wichtig. Bedanken Sie sich für die Zusammenarbeit und erklären Sie die Gründe für Ihre Entscheidung – dies hinterlässt einen positiven letzten Eindruck.
Rechtliche Aspekte
Die rechtlichen Aspekte bei Betriebsaufgabe umfassen zahlreiche administrative Verpflichtungen. Notwendige Abmeldungen müssen bei verschiedenen Behörden vorgenommen werden:
- Abmeldung beim Finanzamt: Die Betriebsaufgabe muss dem Finanzamt innerhalb eines Monats mitgeteilt werden.
- Gewerbebehörde: Abmeldung des Gewerbes
- Handelsregister/Firmenbuch: Löschung der Eintragung (bei eingetragenen Kaufleuten oder Gesellschaften)
- Berufsgenossenschaften und Krankenkassen: Abmeldung der Mitarbeiter
- IHK, Handwerks- oder Wirtschaftskammer: Beendigung der Mitgliedschaft
Aufbewahrungspflichten nach Geschäftsaufgabe
Besonders wichtig sind die Aufbewahrungspflichten für Geschäftsunterlagen. Buchführungsunterlagen und Geschäftsbriefe müssen in der Regel 10 Jahre, andere geschäftliche Dokumente 6 Jahre aufbewahrt werden. Diese Pflicht besteht auch nach der Geschäftsaufgabe weiter.

Emotionale Aspekte der Geschäftsaufgabe
Die emotionale Dimension der Geschäftsaufgabe wird oft unterschätzt. Viele Unternehmer:innen haben ihr Leben dem Betrieb gewidmet und müssen nun von dieser identitätsstiftenden Rolle Abschied nehmen.
Eine Geschäftsaufgabe Danksagung an Kunden kann ein wichtiger Schritt im emotionalen Abschiedsprozess sein. In einem persönlichen Geschäftsaufgabe Text für Kunden können Sie Ihre Wertschätzung ausdrücken und sich für das entgegengebrachte Vertrauen bedanken.
Suchen Sie Unterstützung in Ihrem persönlichen Umfeld oder bei professionellen Beratern. Der Austausch mit anderen Unternehmern, die diesen Schritt bereits vollzogen haben, kann ebenfalls hilfreich sein. Entwickeln Sie frühzeitig eine Vision für die Zeit nach der Geschäftsaufgabe, um den Übergang positiv zu gestalten.
Fazit und Handlungsempfehlungen
Die Geschäftsaufgabe aus Altersgründen stellt einen bedeutsamen Einschnitt im Leben eines Unternehmers dar. Eine sorgfältige Planung und professionelle Durchführung sind entscheidend für einen erfolgreichen Abschluss Ihrer unternehmerischen Tätigkeit.
Konkrete Handlungsempfehlungen:
- Beginnen Sie frühzeitig mit der Vorbereitung
- Ziehen Sie Experten hinzu (Steuerberater, Rechtsanwälte, Unternehmensberater)
- Dokumentieren Sie alle Schritte sorgfältig
- Behalten Sie den Überblick über offene Punkte
Mit einer strukturierten Herangehensweise lässt sich die Schließung nicht nur rechtlich und finanziell optimal gestalten, sondern auch emotional als positiver Übergang in einen neuen Lebensabschnitt erleben.
Die Entscheidung, Ihr Geschäft aufzulösen oder doch eine Unternehmensnachfolge durchzuführen, erfordert professionelle Unterstützung. Unsere Experten verfügen über langjährige Erfahrung in der Begleitung von Unternehmern bei diesem wichtigen Schritt.
Kontaktieren Sie uns für eine individuelle Nachfolgeberatung. Wir analysieren Ihre spezifische Situation und entwickeln gemeinsam mit Ihnen eine maßgeschneiderte Strategie für einen erfolgreichen Abschluss Ihrer unternehmerischen Tätigkeit.
FAQ - Häufig gestellte Fragen
Wie wird ein Unternehmensverkauf besteuert?
Eine altersbedingte Geschäftsaufgabe bezeichnet die vollständige Einstellung der unternehmerischen Tätigkeit aufgrund des fortgeschrittenen Alters des Unternehmers oder der Unternehmerin. Sie umfasst die Abwicklung aller Geschäfte, die Verwertung der Vermögenswerte und die Erfüllung aller rechtlichen Verpflichtungen.
Eine formelle Mitteilung zur Geschäftsaufgabe aus Altersgründen sollte sachlich und wertschätzend formuliert sein. Nennen Sie konkret den Zeitpunkt der Geschäftsaufgabe, bedanken Sie sich bei Kunden und Geschäftspartnern für die Zusammenarbeit und erläutern Sie kurz die weiteren Schritte, insbesondere wenn es um die Erfüllung offener Aufträge oder Gewährleistungsansprüche geht.
Bei einer Geschäftsaufgabe müssen Sie zahlreiche rechtliche, steuerliche und organisatorische Aspekte berücksichtigen: die Abwicklung laufender Geschäfte, die Information von Arbeitnehmern, Kunden und Lieferanten, die Kündigung von Verträgen, die Abmeldung bei Behörden und die Verwertung von Vermögenswerten. Zudem sollten Sie die steuerlichen Konsequenzen frühzeitig mit einem Fachmann besprechen.
Um ein Einzelunternehmen aufzulösen, müssen Sie zunächst eine Schlussbilanz erstellen, alle Vermögenswerte verwerten und Verbindlichkeiten begleichen. Anschließend erfolgt die Abmeldung beim Gewerbeamt und Finanzamt. Bei im Handelsregister eingetragenen Einzelunternehmen ist zusätzlich die Löschung im Handelsregister zu beantragen. Vergessen Sie nicht, alle laufenden Verträge zu kündigen und die gesetzlichen Aufbewahrungsfristen für Geschäftsunterlagen einzuhalten.