Die Zahlen des Instituts für Mittelstandsforschung (IFM) in Bonn sind eindeutig: Bis 2018 müssen gut 135.000 Familienunternehmen mit rund zwei Millionen Arbeitsplätzen einen neuen Chef finden. Wurde der Generationswechsel vor zehn Jahren noch zu zwei Dritteln in der Familie organisiert, findet dieses Modell aktuell in weniger als 40 % aller Unternehmensnachfolgen Anwendung.
Weniger Nachfolger in Unternehmerfamilien
Mit diesen Zahlen eröffneten Holger Habermann und Ingo Claus von K.E.R.N – Die Nachfolgespezialisten Ihren gemeinsam mit dem Fachverband Führungskräfte der Druckindustrie und Informatonsverarbeitung e.V. (FDI) organisierten Vortrag zum Thema Unternehmensnachfolge im Rahmen des „11. DocuServe Anwendungsforums“ in der Hochschule München.
Aus ihrer Sicht ist es wichtig, die Unternehmensnachfolge frühzeitig und strategisch zu planen, denn ein Nachfolgeprojekt dauert im Schnitt zwei bis drei Jahre. Gerade in Zeiten des demografischen Wandels ist die Übergabe des unternehmerischen Staffelstabes an externe Nachfolger eine entscheidende Frage für die Zukunft der von Familienunternehmen geprägten Druckindustrie: Ungeregelte Unternehmensnachfolgen gefährden viele kleinere Druckereien.
Unternehmensnachfolge als strategisches Projekt
In ihrer Präsentation gingen die Nachfolgeberater auf die einzelnen Phasen einer erfolgreichen Unternehmensnachfolge ein. Ganz wichtig ist dabei eine gute Vorbereitung: Im Rahmen der Erstellung einer Unternehmensbewertung oder der Vorbereitung eines Exposés werden nicht nur mögliche Fragen des Unternehmensnachfolgers und seiner Financiers im Voraus beantwortet. Im Idealfall deckt diese sogar Schwachstellen auf: Denn deren Beseitigung führt oft zu einer nachhaltigen Steigerung des Unternehmenswertes.
Ingo Claus wies darauf hin, dass die Beachtung emotionaler Faktoren mindestens ebenso wichtig ist wie die Klärung rechtlicher und steuerlicher Fragestellungen: „Am Anfang steht immer die Entscheidung, sich aktiv mit der Weitergabe eines Lebenswerkes zu beschäftigen. Bei unserer Arbeit stellen wir sehr häufig fest, dass sich viele Unternehmer mit dieser Entscheidung schwertun.“ Ein unvorhergesehen eintretender Ernstfall macht oft die Risiken einer ungeregelten Nachfolge schmerzhaft bewusst. „Etwa 70 % aller Unternehmer haben keine Vorsorge für den Notfall getroffen“, erklärte Claus weiter.
Generationswechsel sind oft hochemotional
Im Rahmen eines Nachfolgeprozesses ist es zudem hilfreich, einen auf Unternehmensnachfolge spezialisierten Berater hinzuzuziehen. „Berater nehmen häufig die Rolle eines Mediators ein“, sagte Holger Habermann. „Aufgrund Ihrer Erfahrung erkennen sie potenzielle Konflikte oft frühzeitig und lassen diese durch eine gezielte Moderation zwischen Übergeber und Nachfolger gar nicht erst offen ausbrechen.“
Im Anschluss an die Präsentation berichtete Rita Hofheinz, Gastgeberin und Geschäftsführerin von DocuServe, über eine erfolgreich organisierte familieninterne Unternehmensnachfolge. Bereits vor sechs Jahren sprach die Unternehmerin mit ihren beiden Töchtern erstmals über den anstehenden Generationswechsel. Gemeinsam wurde eine mehrstufige Strategie für die Übergabe entwickelt, die 2011 zum Eintritt ihrer Tochter Katja Washington ins mütterliche Unternehmen führte. Eine offene Kommunikation ist für Hofheinz die Basis für eine erfolgreiche Unternehmensübergabe: „Problematische Themen müssen frühzeitig offen angesprochen und kontrovers sowie lösungsorientiert diskutiert werden. Dann wird die Unternehmensnachfolge zum Erfolg.“