Aus eigener Erfahrung weiß ich: Der Junior als Chef ist der große Traum vieler mittelständischer Unternehmer. Schließlich wurde das familieneigene Unternehmen zumeist mühevoll in der Familie aufgebaut. Für etwa 10.000 Unternehmer wird das Thema der Unternehmensnachfolge in Nordbayern in den kommenden zwei bis drei Jahren hoch aktuell. Bei der Vorbereitung eines solchen Generationswechsels stellen sich wichtige Fragen.
Viel zu selten wird z.B. die Frage gestellt, ob die nächste Generation dafür überhaupt geeignet ist? Macht ihr die Materie Spaß? Besitzt sie all die Eigenschaften, die für ein erfolgreiches Weiterkommen wichtig sind.
Nicht zuletzt, hat die nächste Generation überhaupt die Lust sich einer solchen Verantwortung und der damit verbundenen Last im Alltag zu stellen. Gerade diese Frage wird von immer mehr Nachfolgenden verneint. Der Unternehmermangel geht einher mit dem Fachkräftemangel: Schließlich bietet ein angestellter Job in der Wirtschaft mehr Sicherheit und weniger Risiko. Und das gilt nicht nur für die Unternehmensnachfolge in Nordbayern.
Aber selbst wenn all diese Voraussetzungen gegeben sind und es einen Junior gibt, der in die Fußstapfen der Unternehmer treten will ist es eminent wichtig, wie er auf diese große Herausforderung vorbereitet wird und in welchen Schritten er die Verantwortung übernimmt.
Praxiserfahrung in der Fremde sind ein Muss
Nichts ist wichtiger für einen Nachfolger als eigene Erfahrungen in der Fremde zu sammeln: Er sollte die Erfahrungswelten eines Angestellten kennenlernen, wissen was Betriebe effektiv macht und was unbedingt zu vermeiden ist. Dies weitet den Blick des Nachfolgers und führt zu einem Selbstbewusstsein gegenüber der Übergebergeneration. Gerade dies ist ungeheuer wertvoll.
Ein klarer Fahrplan hilft allen
Mehrere Chefs tun selten gut. Dies gilt auch und insbesondere für die Nachfolge im Familienbetrieb. Daher sollten von Anfang an klare Spielregeln gelten: Wie lange ist die Einarbeitungsphase der Nachfolger geplant. In welchen Schritten übernehmen sie welchen Verantwortungsbereich. Wann übergeben die Senioren die Macht komplett und wie wird kontrolliert, ob alles wunschgemäß läuft. Eine klar definierter und schriftlich niedergelegter Plan für die Übergabe der operativen Leitung und des Betriebsvermögens ist hierbei besonders hilfreich. Ein regelmäßig tagende Beirat hilft, das Wissen der Übergebergeneration im Unternehmen zu halten.
Neutrale Außenstehende sind wertvolle Ratgeber für den Junior als Chef
Gerade hier macht es Sinn sich Unterstützung von erfahrenen Beratern zu holen, die sicherstellt, dass alles aus einem neutralen Blickwinkel beurteilt wird. Dies gilt umso mehr als es dann noch an die Verteilung des Einkommens und Eigentums geht.
Finanzielle Sicherheit für die Übergeber, nötige Gestaltungsfreiräume und Anreize für die Übernehmer
Denn um Konflikte innerhalb der komplexen, mit einer solchen Firmenübergabe an die Junioren verbundenen, Familiensysteme zu vermeiden, sind zwei Dinge elementar zu klären.
- Wie stark hängt das finanzielle Auskommen bzw. die Absicherung des Ruhestands der Senioren von zukünftigen Einnahmen aus dem Unternehmen ab? Sind diese Wünsche von den Junioren überhaupt realistisch zu finanzieren? Hier hilft ein offenes Gespräch.
- In welcher Form werden diese Mittel erwartet? Durch eine einmalige Kaufpreiszahlung, durch Nießbrauchsregelungen oder durch Rentenmodelle? Das richtige Modell hängt von der individuellen Situation ist gemeinsam mit spezialisierten Berater
Bleibt den Übernehmern dann noch genügend Spielraum für die nötigen Investitionen ins Unternehmen bzw. für ihre eigenen Einkommenserwartungen.
Alle diese Fragen zeigen, wie komplex dieser Prozess ist, wie viele Fallstricke er beinhaltet. Wie wichtig es gerade in solchen Fragen ist, sich kompetente, externe Hilfe zu holen, um das große Ziel zu erreichen, das eigene Unternehmen gut und sicher in die nächste Generation zu überführen.“
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