DIHK Präsident Eric Schweitzer schlägt am 10. November 2014 in der F.A.Z. Alarm: „Über 40 Prozent der Seniorunternehmer finden nicht den passenden neuen Chef.“ Noch dramatischer sei die Situation in der Industrie. Ein Unternehmensnachfolger kann hier rein rechnerisch aus fünf zur Übergabe stehenden Unternehmen auswählen.
Gute Vorbereitung der Unternehmensnachfolge zahlt sich aus - Die wichtigsten 5 Fragen
Auf eine familieninterne Unternehmensnachfolge kann dabei nur ein Teil der Senioren rechnen: Wurde der Generationswechsel vor zehn Jahren noch zu zwei Dritteln in der Familie organisiert, ist dieses Modell aktuell in weniger als 40% aller Unternehmensnachfolgen die Lösung.
Suche des Unternehmensnachfolger ist ein strategisches Projekt
Die Zeit spielt dabei eine entscheidende Rolle. „Im Durchschnitt dauert Unternehmensnachfolge zwei bis drei Jahre“, erklärt Ingo Claus von K.E.R.N – Die Nachfolgespezialisten. Es können aber auch durchaus mehr als fünf Jahre vergehen. „Dieser hohe Zeitbedarf verdeutlicht, dass Unternehmer den Generationswechsel als strategisches Projekt angehen müssen“, erklärt Claus weiter. Eine gute Vorbereitung der eigenen Unternehmensnachfolge zahlt sich dabei aus.
Bei der Beschäftigung mit diesem Thema sollte ein Seniorunternehmer die fünf nachfolgenden Einstiegsfragen in den Prozess so unsentimental wie möglich beantworten.
1. Ist mein Unternehmen nachfolgefähig?
Erwirtschaftet ein Unternehmen einen angemessenen Unternehmerlohn und eine Verzinsung des Eigenkapitals sollten Sie über eine Unternehmensnachfolge nachdenken.
Erfüllt Ihr Unternehmen diese Grundvoraussetzungen nicht, sollten Sie als Unternehmer versuchen, Ertragslage und Marktposition über eine Restrukturierung des Geschäftes zu verbessern. Ein gutes Tool zum Aufdecken von unternehmensinternen Schwachstellen ist z.B. der INQA-Unternehmens-Check „Guter Mittelstand“. Ein erfolgreich restrukturiertes Unternehmen findet nach zwei bis drei Jahren oft deutlich mehr Interessenten für eine Unternehmensnachfolge als vorher.
2. Ab wann sollte ich über eine Unternehmensnachfolge nachdenken?
Es gibt kein perfektes Alter, um über Unternehmensnachfolge nachzudenken. Je älter der Seniorunternehmer, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer unorganisierten Notfallnachfolge aufgrund von Tod oder Krankheit.
Als Faustregel lässt sich sagen, dass sich ein Unternehmer zwischen 50 und 60 erstmals mit dem Thema seiner Unternehmensnachfolge beschäftigen sollte. Ein Zeitplan, was, wann (und an wen) übergeben werden soll, ist dabei sehr hilfreich.
Ein kleiner Tipp: Planen Sie Ihre Unternehmensnachfolge rückwärts. Wie viele Jahre wollen Sie ausgehend von der durchschnittlichen Lebenserwartung von 78 Jahren (Männer) bzw. 83 Jahren (Frauen) Ihren Ruhestand genießen. Die verbleibende Zeit zwischen ihrem geplanten Renteneintritt und ihrem aktuellen Alter weist auf die Dringlichkeit Ihrer ganz persönlichen Unternehmensnachfolge hin. Bedenken Sie auch, dass im Falle einer externen Unternehmensnachfolge ihre Verhandlungsposition mit zunehmendem Alter schwächer wird.
3. Wie kann ich eine externe Unternehmensnachfolge gut vorbereiten?
Eine strukturierte Suche nach einem externen Nachfolger findet immer auf Basis von gut aufbereiteten und schriftlich fixierten Verkaufsunterlagen in Kombination mit einer Unternehmensbewertung statt. Bei der Erstellung eines Unternehmensexposé beantworten Sie idealerweise die Fragen, die Ihnen jeder Erwerber spätestens aber dessen Bank stellt.
Versuchen Sie sich in die Position des Erwerbers zu versetzen, beantworten Sie z.B. Fragen zum Geschäftsmodell, zu den Produkten ihres Unternehmens und Ihrer Organisation. Was macht Ihr Unternehmen besonders? Was unterscheidet Ihr Unternehmen von anderen?
Denken Sie bis zu drei Jahre in die Zukunft: Wo wird Ihr Unternehmen in Zukunft erfolgreich sein? Wo liegen die Chancen und Risiken für Ihr Unternehmen? Sind Lieferanten- und Kundenbeziehungen tragfähig oder hängen diese Netzwerke von Ihrer Person als Unternehmer ab?
Lassen Sie sich bei der Erstellung eines inhaltlich hochwertigen Exposés von auf Unternehmensnachfolge spezialisierten Beratern unterstützen. Denn so stellen Sie einen positiven ersten Eindruck auf potentielle Unternehmensnachfolger sicher.
4. Wie gehe ich mit steuerlichen und rechtlichen Fragestellungen um?
Die steuerlichen und rechtlichen Fragestellungen sind zum Teil komplex. Eventuell vorzunehmende Änderungen in der steuer- bzw. gesellschaftsrechtlichen Konstruktion benötigen Zeit, bevor sie ihre Wirkung entfalten.
Dies gilt insbesondere auch dann, wenn vor dem geplanten Generationswechsel noch bestimmte Vermögenswerte (z.B. Immobilien) steuerlich optimiert aus dem Unternehmen herausgelöst werden sollen. Auch ein aus steuerlicher Sicht vorgenommener Rechtsformwechsel benötigt mindestens zwei Jahre bevor die steuerlichen Vorteile greifen.
Auch hier gilt: Nutzen Sie für die Vorbereitung des Generationswechsels Steuerberater und Anwälte, die sich auf das Thema Unternehmensnachfolge spezialisiert haben.
Im Rahmen der Vorbereitung einer Unternehmensnachfolge zahlt es sich übrigens auch aus, bestimmte steuerliche Konstruktionen abzuschaffen und stille Reserven offen zu legen. Dies erspart Fragen des Nachfolgers und seiner Finanziers. Meist hat dies auch einen positiven Effekt auf den Unternehmenswert: Der höhere Wert führt auch nach Steuern oft zu einem deutlich höheren Verkaufspreis.
5. Mit welchen emotionalen Stolpersteinen muss ich rechnen?
Eine Unternehmensnachfolge ist im Gegensatz zu vielen anderen Projekten im unternehmerischen Alltag ein ganz besonderes Projekt. Denn hierbei geht es um die Erhaltung und Fortführung Ihres unternehmerischen Lebenswerkes.
Jedenfalls gilt: Planen Sie ein Scheitern mit ein. Die wenigsten Unternehmensnachfolgeprojekte gelingen im ersten Anlauf. Dies kann Ursachen in objektiv nachvollziehbaren Details wie einer nicht zu Stande kommenden Finanzierung haben.
Oftmals liegen die Ursachen solcher Stolperfallen auch in der Kommunikation zwischen Seniorunternehmer und Unternehmensnachfolger. In solchen Konfliktsituationen helfen auf Unternehmensnachfolge spezialisierte Wirtschaftsmediatoren, die neben den harten Fakten auch die weichen Faktoren im Auge behalten.
Lesen Sie auch unseren Kommentar zum Unternehmerengpass im Mittelstand.
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