KERN– Die Nachfolgespezialisten wurden beauftragt, im norddeutschen Raum eine Betriebsübergabe im Handwerk (Kältehandwerk) zu organisieren. Die Firma mit sieben Mitarbeitern entwickelt und fertigt hochwertige Geräte und Anlagen für die Kälte-, Klima-, Lüftungs- und Verfahrenstechnik. KERN-Gründer Nils Koerber sprach mit dem betreuenden Partner Ingo Claus über das Projekt.
Glückwunsch zur Auszeichnung zum besten Mittelstandsberater Deutschlands – 2016, 2017 und nun 2018! Das ist das dritte Mal, das ein KERN– Unternehmensberater mit einem Projekt zur Unternehmensnachfolge den Preis als bester Mittelstandsberater Deutschlands erhält - was bedeutet das persönlich für Sie?
Natürlich freue ich mich über diese Auszeichnung sehr, gibt sie doch Aufschluss darüber, dass unser langjähriger Arbeitsschwerpunkt bei KERN immer wichtiger und vom Mittelstand auch nachgefragt wird. Mit Blick auf unsere KERN-Studie 2017 zur Situation der Unternehmensnachfolge in sämtlichen IHK-Kreisen erkennen wir drei wesentliche Tendenzen:
- Erstens: Das Thema Betriebsübergabe wird zunehmend als „brennendes“ Thema wahrgenommen. Kein Wunder: Die geburtenstärksten Unternehmerjahrgänge sind durchgängig älter als 55. Sie stehen vor der Lebensentscheidung, ihre Unternehmensnachfolge gut zu regeln.
- Zweitens: Potenzielle Übergeber denken häufiger über ihre Unternehmensnachfolge nach: Oftmals tun sie dies in Eigenregie und erkennen die Komplexität der verschiedenen Aufgaben. Infolge dessen holen sie sich häufiger professionelle und erfahrene Unterstützung.
- Drittens: Das Lebenswerk erfolgreich zu übergeben gelingt vor allem denen, die eine Unternehmensnachfolge als eigenständiges Projekt begreifen und sich dieser langfristig vorab und nicht halbherzig widmen.
Fachkräftemangel erschwert Betriebsübergaben im Handwerk
Was war die größte Herausforderung an dem prämierten Projekt?
Mittlerweile gehört der „Fachkräftemangel“ zum Standardvokabular in allen Branchen. Die Kälte- und Klimatechnik jedoch leidet schon seit Jahren unter einem eklatanten Nachwuchs-, Meister- und Fachkräftemangel. Infolgedessen ist der Personenkreis für eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge deutlich eingeschränkt.
Zügiger Firmenverkauf dank guter Vorbereitung
Welche Punkte erwiesen sich als kritisch?
Eine weitere Herausforderung bestand im Meisterzwang seitens der Handwerkskammer. Zudem war es wichtig, die hohe Kundenbindung an den geschäftsführenden Meister des Unternehmens zu einer gewinnbringenden Situation für den Nachfolger zu führen. Sehr überraschend für mich war auch, welch großen Einfluss die Bewertung der geografischen Lage der kerngesunden Firma seitens der potenziellen Nachfolger hatte.
Was raten Sie interessierten Übergebern?
Rechtzeitige Vorbereitung ist und bleibt das „A und O“. Das prämierte Projekt hat von der begleitenden Vorbereitung, den Kontakt zu 70 potenziellen Kaufinteressenten, der Vorselektion, der Absichtserklärung, der Due Diligence, der Fertigstellung des Finanzierungs- und Übernahmekonzepts, der Finanzierungszusage durch die Banken bis zur finalen Vertragsunterzeichnung lediglich elf Monate gedauert. Das ist wirklich überdurchschnittlich schnell. Die Jury der Wirtschaftswoche hat nicht zuletzt die hohe Geschwindigkeit der professionellen Abläufe bei der Auszeichnung betont.
Standortfrage wurde projektrelevant für Unternehmensverkauf
Gab es auch Stolpersteine, die zu einem Scheitern des Projektes hätten führen können?
Natürlich. Die eingangs erwähnte, geografische Lage war für viele Übernehmer der Stolperstein schlechthin. Kältetechniker, die auf der Suche nach einem weiteren Standort waren, winkten vor allem aufgrund der geografischen Lage ab. Ihnen war die hohe Profitabilität und die überragende Marktposition weniger wichtig. Vielmehr ging es um die Lage in einem großen und gut ausgebauten Einzugsgebiet.
Der Standort passte schlichtweg nicht in die privaten Konzepte vieler Kandidaten, denen heute familiäre Bindungen und eine nachhaltigere Lebensweise wesentlich wichtiger sind als früher. Viele Kilometer Pendeln zum Betrieb, womöglich Einschränkungen in der Infrastruktur ländlicher Räume – da haben viele Bewerber dankend abgewunken. Trotz der ansonsten hervorragenden Marktsituation.
Wie geht es jetzt weiter mit dem Unternehmen?
(lacht) Gute Nachrichten: Der Käufer, ein Diplom Wirtschaftsingenieur und der Fremdgeschäftsführer arbeiten gut zusammen. Im Ergebnis gibt es keine Ortsverlagerung und alle Arbeitsplätze bleiben erhalten. Zusätzlich wird noch ein weiterer Meister aufgebaut – und die Kunden halten dem Unternehmen weiter die Treue.
Schließlich sind erfolgreiche Unternehmensnachfolgen in Familienunternehmen unersetzlich für das wirtschaftliche Wohlergehen ganzer Regionen. Deshalb macht es mich persönlich stolz, wenn ich zum Erhalt möglichst vieler Familienunternehmen beitragen kann.
Sind Sie an der der kompletten Fallstudie interessiert? Schreiben Sie mir eine E-Mail.
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- Betriebsübergabe im Handwerk gut vorbereiten
Einer der wichtigsten Wertetreiber für eine Betriebsübergabe im Handwerk ist eine erfolgreich arbeitende zweite Führungsebene. Ohne Stellvertreter ist die Gefahr des Know-how-Verlustes für einen Käufer sehr hoch.
- Standort auch für Betriebsübergabe im Handwerk wichtig
Für viele Interssenten einer Betriebsübernahme im Handwerk spielt auch der Standort eine wichtige Rolle. Gute Erreichbarkeit, eine vielschichtige Infrastruktur sowie das soziale Umfeld eines Standortes werden von einem Käufer kritisch hinterfragt.
- Fachkräftemangel erschwert Betriebsübergabe im Handwerk
Für Handwerksunternehmen empfiehlt sich oftmals auch eine Nachfolgesuche im eigenen Betrieb. Gut ausgebildete Mitarbeiter mit Kenntnis der Strukturen können eine interessante Alternative zum externen Käufer sein.