Portrait von KERN Spezialist Karl Rehfuß lächelnd

Unternehmens­nachfolge ist eine Chance für Existenzgründer

Die Unternehmens­nachfolge ist eine Chance für Existenz­grün­der und einer von vielen Wegen in die Selbstän­dig­keit. So ist der Unter­nehmens­kauf im Rahmen einer Unternehmens­nachfolge eine attrak­ti­ve Möglich­keit, ein bereits gut positio­nier­tes Unter­neh­mens zu überneh­men bzw. sich an einem solchen zu betei­li­gen.  Vor allem langjäh­rig erfah­re­ne Führungs­kräf­te nutzen zuneh­mend diese Möglich­keit, um den Traum vom eigenen Unter­neh­men zu reali­sie­ren. Karl Rehfuß, Exper­te für Unter­neh­mens­nach­fol­gen in Stutt­gart gibt im nachfol­gen­den Inter­view wesent­li­che Hinwei­se für Nachfol­ger und vergleicht Chancen und Risiken von Unter­neh­mens­nach­fol­gen und Existenzgründungen. 

Ist die Unternehmens­nachfolge in einem bestehen­dem Markt eine Chance für Existenzgründer?

Eine Unter­neh­mens­grün­dung gestal­tet sich im Vergleich zur Unternehmens­nachfolge deutlich schwie­ri­ger, da ein Existenz­grün­der oftmals auf keine gewach­se­nen Kunden­be­zie­hun­gen zurück­grei­fen kann. Zudem benötigt der Jungun­ter­neh­mer Zeit und ausrei­chend finan­zi­el­le Mittel, um die Produk­te oder Dienst­leis­tun­gen am Markt erfolg­reich und nachhal­tig zu positionieren.

Grund­vor­aus­set­zung dafür ist neben dem klar erarbei­te­ten Geschäfts­mo­dell ein belast­ba­rer Business­plan inklu­si­ve einer schlüs­si­gen Vertriebs- und Wachstumsstrategie.

Auch sollte der Gründer mögli­che Verzö­ge­run­gen in der Anlauf­pha­se berück­sich­ti­gen, sowie eventu­el­le Ausfäl­le einzel­ner Produk­te oder Dienst­leis­tun­gen einpla­nen. Dies betrifft Gründun­gen mit markt­ver­än­dern­den innova­ti­ven Geschäfts­mo­del­len ebenso wie Neustarts tradi­tio­nel­ler Produk­te und Dienstleistungen.

Nachfol­ger profi­tie­ren also von etablier­ten Geschäfts­mo­del­len und belast­ba­ren Kunden­be­zie­hun­gen eines Unternehmens.

Eine Unternehmens­nachfolge ist oft deutlich einfa­cher, da das zur Überga­be anste­hen­de Unter­neh­men in der Regel über belast­ba­re Kunden­be­zie­hun­gen und einge­spiel­te Prozes­se und Struk­tu­ren verfügt. Somit kann eine Unternehmens­nachfolge eine Chance für Existenz­grün­der sein.

Ein Unter­neh­mens­nach­fol­ger sollte auf jeden Fall die Nachfol­ge­fä­hig­keit einer Firma überprü­fen. Hierbei ist zunächst die Frage zu beant­wor­ten, ob das Unter­neh­men Gewinn erwirt­schaf­tet und somit das Eigen­ka­pi­tal dem wirtschaft­li­chen Risiko angemes­sen verzinst. Darüber hinaus ist zu prüfen, ob sich der aktuel­le Inhaber einen markt­ge­rech­ten Unter­neh­mer­lohn auszahlt.

Die Zukunfts­fä­hig­keit des aktuel­len Produkt- und Leistungs­an­ge­bo­tes sowie die Abhän­gig­keit der bestehen­den Kunden- und Liefe­ran­ten­be­zie­hun­gen von der Person des aktuel­len Firmen­in­ha­bers sind weite­re wichti­ge zu beant­wor­ten­de Fragen.

Im direk­ten Vergleich zwischen Neugrün­dung und Unternehmens­nachfolge ist festzu­stel­len, dass die große unter­neh­me­ri­sche Freiheit einer Neugrün­dung oft mit einem vergleichs­wei­se hohen Markt­ri­si­ko einher­geht. Die hohe Zahl von sehr früh geschei­ter­ten Neugrün­dun­gen verdeut­licht deren länge­re Anlauf­zeit und das höhere unter­neh­me­ri­sche Risiko.

Bei einer Unternehmens­nachfolge sollte das Augen­merk des Unter­neh­mers vor allem auf der Zukunfts­fä­hig­keit des Geschäfts­mo­dells sowie den Prozes­sen und Struk­tu­ren liegen. Die Umset­zung von Verän­de­rungs­pro­zes­sen kann manch­mal sehr aufwen­dig und zeitin­ten­siv sein.

Warum sollte ein Nachfol­ger als auch Existenz­grün­der einen beson­de­ren Fokus auf den Business­plan und sein Finan­zie­rungs­kon­zept legen?

Sowohl Existenz­grün­der als auch Nachfol­ger sollten dem Business­plan und dem daraus resul­tie­ren­den Finan­zie­rungs­kon­zept beson­de­re Aufmerk­sam­keit widmen. Gut vorbe­rei­tet beant­wor­ten diese alle Fragen der Geldge­ber schlüs­sig. Aufgrund der Unter­neh­mens­his­to­rie zeigen sich Banken einer Unternehmens­nachfolge in Finan­zie­rungs­ge­sprä­chen oftmals offener als gegen­über einer Existenzgründung.

Das Finan­zie­rungs­kon­zept von Unter­neh­mens­nach­fol­gen sollte neben dem zu zahlen­den Kaufpreis vor allem den laufen­den Kapital­be­darf des Unter­neh­mens sowie den Kapital­be­darf für notwen­di­ge Ersatz- und Neuin­ves­ti­tio­nen abdecken. Hierbei empfeh­len sich eine konser­va­ti­ve Berech­nung von Umsatz­po­ten­tia­len und die Berück­sich­ti­gung von Reser­ven auf der Kostenseite.

Grund­sätz­lich besteht die Möglich­keit, die Finan­zie­rung aus Eigen­mit­teln des Nachfol­gers, nachran­gi­gen Darle­hen des bishe­ri­gen Unter­neh­mens (Verkäu­fer­dar­le­hen) und einer Bankfi­nan­zie­rung kombi­niert mit Förder­mit­teln des Bundes und der Länder zu reali­sie­ren. Der Einsatz der jewei­li­gen Finan­zie­rungs­lö­sun­gen muss für jede Unternehmens­nachfolge indivi­du­ell betrach­tet werden.

Wie kann ein Berater bei einer Unternehmens­nachfolge helfen?

Die Einbe­zie­hung eines Beraters kann eine Unternehmens­nachfolge positiv unter­stüt­zen. Über dessen Netzwer­ke können Unter­neh­mens­ge­su­che in sehr kurzer Zeit einer großen Anzahl poten­ti­el­ler Gesprächs­part­ner vorge­stellt werden. Diese hohe Anzahl von Kontak­ten erhöht die Erfolgs­wahr­schein­lich­keit einer Unter­neh­mens­su­che. Eine sinnvol­le Steue­rung des Trans­ak­ti­ons­pro­zes­ses, die Beglei­tung von Finan­zie­rungs­ge­sprä­chen und eine zielori­en­tier­te, auch die emotio­na­len Fakto­ren beach­ten­de, Verhand­lungs­mo­de­ra­ti­on sind weite­re Vortei­le einer Beglei­tung durch einen trans­ak­ti­ons­er­fah­re­nen Berater.

Was dürfen Existenz­grün­der und Unter­neh­mens­nach­fol­ger auf keinen Fall vergessen?

Ganz wesent­lich für beide Arten von Unter­neh­mern ist die Notfall­vor­sor­ge. Jeder Unter­neh­mer sollte für den unerwar­te­ten Fall des Falles vorge­sorgt haben. Dies gilt sowohl für die persön­li­chen als auch den geschäft­li­chen Bereich. Ein ordent­lich gepack­ter Notfall­kof­fer ist hier jedem Unter­neh­mer anzura­ten. Sonst droht schnell die Insolvenz.

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