Portrait von KERN Gründer und Spezialist Nils Koerber lächelnd, in schwarz-weiß

Unternehmensnachfolge Familienunternehmen: 6 Fallstricke

Wenn es um die Weitergabe eines Familienunternehmens geht, kann der Prozess komplex und voller potenzieller Fallstricke sein. Wie schon das Sprichwort sagt: „Wer nicht plant, plant zu scheitern“.

Daher ist es wichtig, dass Familien alle Aspekte der Unternehmensnachfolge berücksichtigen, um einen erfolgreichen Übergang zu gewährleisten. In diesem Artikel gehen wir auf einige der häufigsten Probleme ein, die bei der Übertragung von Familienunternehmen auftreten.

Von unzureichender Kommunikation hin zu einer unzureichenden Vorbereitung der Nachfolge – diese sechs Fallstricke können für jedes Unternehmen, das sein Erbe weitergeben möchte, eine Katastrophe bedeuten.

Wie entwickelt sich der Markt der Unternehmensnachfolgen?

Wir von KERN haben eine bundesweite, eigene Nachfolgestudie erarbeitet. Dabei haben wir die Altersklassen der Inhaber und die Anzahl der Betriebe in den deutschen Kammerbezirken näher unter die Lupe genommen.

Die Lage ist ernster, als wir es im Alltag wahrnehmen.  Aus unserer Sicht haben die politisch Verantwortlichen die aus der Welle der Unternehmensfolge in Familienunternehmen und die daraus resultierende volkswirtschaftliche Problematik bis heute nicht erkannt.

Durch die enorm hohe Kleinteiligkeit der Firmen und Strukturen fällt dieser schleichende Prozess nicht sonderlich stark auf. Über 90 % der deutschen Firmen haben weniger als 25 Mitarbeiter. Und wenn die morgen verschwinden, fällt es erst nach Jahren und einem höheren Tempo der Firmenvernichtung wirklich in der Konsequenz auf. Gelingt der Generationswechsel in unseren Familienunternehmen nicht, ist unser Wohlstand bedroht.

Grafik zur Nachfolgeplanung in Familienunternehmen

Ein Lösungsansatz

Die einzig allein glücklich machende Lösung gibt es nicht. Wir von KERN halten bei dieser Frage viel vom Prinzip der Eigenverantwortung. Wenn Unternehmer die Nachfolgefrage wirklich ernst nehmen und sie als größte unternehmerische Herausforderung schlechthin begreifen, sollte ein großer Teil aller Nachfolgefragen in Familienunternehmen lösbar sein.

Nur muss ich es wollen und mich darauf einlassen. Auch mit Zeit, denn unter Druck gelingen Unternehmensnachfolgen eher selten.

Unterstützung durch Experten

Unternehmensnachfolge ist extrem komplex. Es betrifft juristische, wirtschaftliche, steuerliche und emotionale Fragestellungen. Und alles ist massiv miteinander verwoben.

Das kann und muss ich als Firmeninhaber nicht alles selbst wissen und sollte mir Experten für dieses Spezialgebiet suchen. Begleiter, die genau diese Erfahrung haben und wie bei einer anspruchsvollen Tour im Gebirge, mich als Bergführer sicher zum Ziel bringen. Ohne Absturz und idealerweise auch ohne Umwege.

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Häufige Fallstricke bei der Nachfolge in Familienunternehmen

Von der Frage, wie die ausscheidende Unternehmensführung den Ruhestand plant, bis hin zum Umgang mit emotionalen Problemen, gibt es bei der Unternehmensnachfolge in Familienunternehmen einige, häufige Fallstricke, die gemieden werden sollten, damit der Übergang reibungslos verläuft.

Grafik der 6 Hürden bei der Unternehmensnachfolge in Familienunternehmen

1 Unklare Nachfolgeregelung

Eine der häufigsten Fallstricke bei der Nachfolge von Familienunternehmen ist eine unklare Nachfolgeplanung. Ohne eine definierte Strategie für die Übergabe des Unternehmens an eine neue Führung, kann es für Familien schwierig sein, einen reibungslosen Übergang von Eigentum und Management zu gewährleisten.

Unklare Nachfolgepläne können zu Missverständnissen zwischen den Familienmitgliedern, schlechter Entscheidungsfindung und Feindseligkeit unter den Familienmitgliedern führen. Es ist wichtig, dass Familienunternehmen einen klaren Plan erstellen, der festlegt, wer das Unternehmen übernimmt, wie er seine Rolle wahrnimmt und welche Verantwortlichkeiten damit verbunden sind. Dafür sind offene Gespräche notwendig und Klarheit über die Bedürfnisse aller am Prozess Beteiligten.

2 Mangelnde Einbeziehung der Familie

Auch die mangelnde Einbindung der Familie ist ein häufiges Problem-Szenario. Ohne das volle Engagement aller betroffenen Familienmitglieder kann es schwierig sein, eine reibungslose Nachfolgeplanung und einen erfolgreichen Übergang von einer Generation zur nächsten zu gewährleisten.

Es ist wichtig, dass die Eigentümer von Familienunternehmen sicherstellen, dass die wichtigsten Familienmitglieder so früh wie möglich in die Entscheidungsfindung und die Kommunikation über die Nachfolgeplanung einbezogen werden. Dies wird dazu beitragen, ein Umfeld zu schaffen, in dem jeder seine Rolle und Verantwortung in diesem Prozess versteht und gemeinsam auf ein erfolgreiches Ergebnis hinarbeiten kann.

Oder eben früh klar wird, dass eine innerfamiliäre Nachfolge nicht möglich sein wird und die Suche nach einer externen Lösung in den Vordergrund rückt.

3 Fehlen von professionellem Rat und Fachwissen

Eine der häufigsten Fallstricke bei der Nachfolge von Familienunternehmen ist der Mangel an professioneller und objektivierter Beratung und Expertise. Die Nachfolgeplanung erfordert ein Verständnis für rechtliche, finanzielle, wirtschaftlich und steuerliche Fragen sowie einen klaren Plan für die Zukunft des Unternehmens.

Zeichen für Alarm oder Achtung

Ohne Zugang zu professioneller Beratung und Fachwissen, sind Familien möglicherweise nicht in der Lage, diese Fragen richtig anzugehen oder einen tragfähigen Nachfolgeplan zu entwickeln. Emotionale Verstrickungen, offen oder verdeckt, führen zu einer weiteren Herausforderung für alle Beteiligten.

Hinzu kommt, dass Familien aufgrund von Unerfahrenheit und mangelndem Verständnis, möglicherweise nicht über die notwendigen Ressourcen verfügen können, um einen erfolgreichen Übergang zu ermöglichen. Professionelle und nicht emotional involvierte Berater können in dieser kritischen Zeit unschätzbare Hilfestellung leisten und dafür wertvolle Unterstützung zur Verfügung stellen, damit die Ziele erreicht werden.

Allein die “Übersetzung” und “Dolmetschertätigkeit” in einer Familie in diesem Prozess hat höchste Bedeutung.

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4 Keine klaren Verantwortungsbereiche festlegen

Eine der häufigsten Fallen bei der Unternehmensnachfolge ist das Versäumnis, klare Verantwortungsbereiche zu definieren. Ohne klar definierte Verantwortlichkeiten und Erwartungen kann es für die Familienmitglieder schwierig sein, genau zu wissen, was jeder Einzelne tun muss, um den Erfolg des Unternehmens zu gewährleisten.

Und wenn es die Familie nicht klar hat, wie sollen es dann erst die Mitarbeiter verstehen können?

Dieser Mangel an Klarheit kann zu Verwirrung und letztlich zu einem Zusammenbruch der Kommunikation zwischen den Familienmitgliedern führen, was wiederum zu Vertiefungen der Streitigkeiten über Rollen und Verantwortlichkeiten führen kann. Außerdem erhöht sich dadurch das Risiko, dass wichtige Aufgaben nicht oder falsch erledigt werden.

Und wenn dann noch Mitarbeiter bei so viel Unklarheit frustriert das Unternehmen verlassen, wird der Schaden schon im Vorfeld immer größer.

5 Unrealistische Erwartungen

Nicht selten sind auch unrealistische Erwartungen in Bezug auf den Übergang von einer Generation zur nächsten ein Streitthema. Sie erwarten zum Beispiel einen reibungslosen und zeitnahen Übergang, während es in Wirklichkeit mehrere Jahre dauern kann, bis ein erfolgreicher Nachfolgeplan umgesetzt ist.

Außerdem haben die Familienmitglieder möglicherweise unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie das Unternehmen geführt werden und welche Rolle jeder Einzelne in der neuen Struktur spielen soll, was zu Meinungsverschiedenheiten und Unstimmigkeiten führen kann.

Und schließlich verstehen Familienmitglieder möglicherweise ihre eigenen Rollen und Verantwortlichkeiten innerhalb des Unternehmens nicht oder verfügen nicht über genügend Erfahrung, um es effektiv zu führen, was für Eigentümer und Manager schwierig sein kann.

Wenn Sie sich die Zeit nehmen, realistische Erwartungen in Bezug auf die Rollen von Managern und Eigentümern zu formulieren und einen umfassenden Nachfolgeplan entwickeln, können Sie den Übergang eines Familienunternehmens erfolgreich gestalten.

6 Keine Vorbereitung auf den Ruhestand

Ohne einen geeigneten Plan kann auch der Senior-Chef nach dem Generationswechsel mit Problemen konfrontiert werden. Die Ruhestandspläne müssen sorgfältig ausgearbeitet werden, um sicherzustellen, dass etwa eine angemessene finanzielle Sicherheit für Senior und die Familie in den kommenden Jahren gewährleistet ist. Zugleich darf diese Sicherheit die finanziellen Leistungen der Unternehmung nicht überfordern.

Darüber hinaus ist es wichtig, die potenziellen steuerlichen Auswirkungen zu berücksichtigen, die mit der Ruhestands- und Nachlassplanung verbunden sind, sowie andere Faktoren wie die Verwaltung der Liquidität und die Vermögensverteilung. Schon die Vernachlässigung eines dieser Aspekte, kann zu einem Scheitern der Unternehmensnachfolge führen und kostspielige Fehler hinterlassen, die bei richtiger Planung hätten vermieden werden können.

Warum fällt Familienunternehmern der Generationswechsel so schwer?

Herausforderungen für Senior-Unternehmer bei der Unternehmensnachfolge

Grundsätzlich gibt es drei Gründe, warum Übergeber so schwer loslassen können:

  1. Dem Unternehmer fehlt eine Vision bzw. ein Ziel für die Zeit danach. Dieses wäre die entscheidende Motivation für diesen wichtigen Schritt. Worauf soll ich mich freuen und warum soll ich loslassen, wenn das nichts auf mich “wartet”?
  2. Viele Firmenlenker fühlen sich mit der Übergabe auch selbst in Frage gestellt. Und zwar egal, ob Sie die Firma verkaufen oder an den Nachwuchs übergeben.
  3. Fehlende oder lückenhafte Vorsorge. Besonders Inhaber kleinerer Unternehmungen haben dadurch Schwierigkeiten, weiter ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.

Das Prinzip Eigenverantwortung

Wer tagein, tagaus über viele Jahre, sogar Jahrzehnte, verantwortlich in seinem „System“ Firma tätig war, nimmt sich selten schon früh die Zeit für diese gewichtigen Fragestellungen.

Aus unserer Sicht ist es aber genau das Prinzip der Eigenverantwortung, das unternehmerisch im Alltag gelebt wird. Für die ganz private Lebensplanung wird es jedoch häufig vergessen. Klingt ein wenig ungewöhnlich, aber es fällt Senior-Unternehmern wirklich schwer. Es ist wie etwas Neues zu lernen. Etwas Unbekanntes anzuschauen. Auch wenn ich es selbst bin.

Wir empfehlen jedem Übergeber, sich mal für 1-2 Tage komplett aus dem Alltag rauszuziehen und in eigener Stille sich Fragen zu stellen.

  1. Was bereitet mir heute und zukünftig nachhaltig Freude?
  2. Was könnte der Sinn meiner Nachfolgelösung sein?
  3. Wer bin ich, wenn ich nicht mehr Unternehmer bin und auf was freue ich mich?
  4. Und was muss ich tun, um diese Ziele zu erreichen?

Unternehmensnachfolge durch die eigenen Kinder

Kinder sollten im Idealfall wissen und auch fühlen können, dass eine Übernahme des elterlichen Betriebes wirklich freiwillig erfolgen kann. Ich kann, ich muss aber nicht. Und es erfolgt auch kein Beziehungsdrama zwischen Eltern und Kindern oder sogar Liebesentzug. Ich kann als Kind wirklich frei entscheiden, ob ich mich dazu berufen fühle.

Und das gilt umgekehrt auch für die Eltern, die Übergeber einer Firma. Kinder müssen ebenso in ihrer Ausbildung und Qualifizierung ihren Beitrag leisten, damit das Unternehmen die Führungspersönlichkeit erhält, die es für die neue Zukunft braucht.

Die Unternehmung, die alle ernährt, hat Anforderungen an die zukünftige Führung. Welche Qualitäten braucht es in der Führung? Und ist es dann wirklich der Nachwuchs, der diese Aufgabe in der Zukunft erfolgreich lösen wird?

Sind die Kinder bereit, ihre Ausbildungen und Qualifikationen danach auszurichten?

Und je nach Entwicklung sollten Eltern dann auch die Freiheit besitzen, sich ggf. anders zu entscheiden und ihren Betrieb zu verkaufen.

Das gilt es für beide Seiten zu akzeptieren.

Wenn Kinder nicht wollen, können oder dürfen

Ein Trend, der inzwischen nach unseren Schätzungen für gut  60 % der deutschen Familienunternehmen der Alltag ist.

Wenn sicher ist, dass innerhalb einer Familie keine Lösung im Generationswechsel zu erwarten ist, stellt der Verkauf der Unternehmung auf jeden Fall eine gute Alternative dar.

Es heißt ja nicht, dass etwas nicht funktioniert, sondern in der jeweiligen Familie kann eben die Geschichte nicht weiter geschrieben werden. Es gibt aber viele andere Einzelpersonen oder Unternehmen, die mit Sicherheit Interesse an einer externen Nachfolgelösung haben. Und dahinter stecken i. d. R. und mehrheitlich immer wieder andere Familien.Der Mittelstand bleibt also in familiärer Hand und die besondere Kultur von Familienunternehmungen wird in eine neue Familie überführt.

Welche Alternativen zum familieninternen Generationswechsel bestehen?

Hier gibt es im Grunde genommen zwei Möglichkeiten:

  • Zum einen wäre hier der Unternehmensverkauf an einen externen Käufer zu nennen. Bei diesen handelt es sich häufig auch um Familienunternehmer. Dadurch bleibt die familiäre Unternehmenskultur erhalten.

Zum anderen besteht die Chance des Verkaufs an einen Mitarbeiter, MBO (Management Buy Out) genannt.

Nachfolgelösungen mit den Mitarbeitern einer Firma

Ein sogenannter Management Buy Out MBO macht eine Nachfolge oftmals sogar leichter. Der leitende Angestellte kennt das Unternehmen und braucht so kaum Einarbeitung. Die leitenden Mitarbeiter der betroffenen Unternehmung kennen das Gebilde schließlich aus dem FF und genießen in der Regel das Vertrauen der Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten..

Da wissen beide Seiten, Übergeber und Übernehmer, was sie erwartet und worauf es ankommt.

Zugleich kann die Finanzierung einer Transaktion eine solche Lösung auch besonders schwierig machen.

Nicht jeder Mitarbeiter eines Familienunternehmens verfügt privat über die möglichen Mittel und kann eine eigene Finanzierung auf die Beine stellen. Wenn dann nicht der Übergeber bereist ist zu helfen, wird es mit der internen Nachfolge im Betrieb nichts.

Optionen der Finanzierung

Da gibt es die unterschiedlichsten Möglichkeiten. Wir nennen zwei Modelle als sehr häufig gewählte Lösungsansätze:

  1. Ein Teil des Kaufpreises wird als Verkäuferdarlehen ausgewiesen und somit wird der Übergeber neben einer Bank zum weiteren Finanzierungspartner des Übernehmers.
  2. Die Anteile werden über die Jahre hinweg, Schritt für Schritt übertragen. Der Nachfolger kann sich somit einen Teil der Finanzierung versuchen selbst zu verdienen. Natürlich haben diese Modelle auch ihre Risiken. Die gilt es gegenüber einer externen Nachfolge durch fremde Käufer abzuwägen.

FAZIT

Die Nachfolge in einem Familienunternehmen ist ein wichtiger Prozess, der aufgrund der Komplexität der Familiendynamik eine Herausforderung darstellen kann.

Zu den Fallstricken gehören falsch ausgerichtete Ziele zwischen den Generationen, unklare Rollen und Verantwortlichkeiten, Schwierigkeiten bei der Übertragung von Eigentum und Kontrolle, mangelnde Kommunikation und fehlendes Vertrauen zwischen den Familienmitgliedern, unzureichende Finanzplanung und eine fehlende rechtliche Struktur.

Bei sorgfältiger Überlegung und Planung können diese Fallstricke vermieden werden und der Übergang zur nächsten Führungsgeneration kann erfolgreich verlaufen.

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