Die Unternehmensnachfolge ist – und bleibt – ein wesentlicher Faktor für Politik, Wirtschaft und natürlich für die Betroffenen ein enorm wichtiges Thema. Das Gelingen einer Nachfolge von Unternehmen hat wesentliche Auswirkungen auf Arbeitsplätze und der regionalen wirtschaftlichen Infrastruktur. Welche Herausforderungen ergeben sich beim Generationswechsel abseits von steuerlichen und betriebswirtschaftlichen Spitzfindigkeiten?
In Österreich stehen bis zum Jahr 2023 lt. KMU Forschung Austria jährlich etwa 5.000 Unternehmensübergaben bei Klein- und Mittelbetrieben an. Dazu kommen noch einmal knapp 1.000 übergabetaugliche EPU´s. Scheitern die Übergaben, gehen Arbeitsplätze verloren und die regionale Versorgung an Wirtschaftsbetrieben wird weiter ausgedünnt. Erfolgreiche Übergaben wirken somit positiv auf wichtige volkswirtschaftliche Faktoren.
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Unternehmenskauf (M&A) - Selbständigkeit oder Strategie für Wachstum
Vor welchen Herausforderungen stehen die Übergeber nun? Ich möchte Ihnen aus unserer Erfahrung aus der Praxis berichten. Nach über 700 erfolgreichen Nachfolgeprojekten ergeben sich wichtige Einsichten und Aspekte.
Nehmen Sie sich Zeit - Zeit für sich selbst!
Sehr oft wird dieses enorm wichtige Projekt der Übergabe behandelt wie jedes andere Projekt aus der Vergangenheit. In diesem Fall sind Sie aber höchstpersönlich betroffen – somit sollten Sie sich einmal klar werden, über die „Zeit danach“. Über das, was Ihnen persönlich den neuen Antrieb und die Lust auf Neues gibt – wenn Sie nicht mehr tagtäglich im Unternehmen für Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und für Ihre Kunden da sind. Und vergessen Sie dabei nicht, dass noch sehr viele, hoffentlich erfüllte Jahre vor Ihnen liegen.
Lassen Sie sich nicht vom Tagesgeschäft “ablenken”!
Ich bin mir schon gar nicht mehr sicher, ob dieses Argument nicht auch ein wenig dafür herhalten muss, damit das schwierigere Thema der Übergabe bewusst etwas verschoben wird.
Sich nicht mit dem Thema auseinandersetzen zu wollen bringt nichts – sie werden damit konfrontiert. Und wenn dies der Fall ist, ist es nur ein Zeichen, dass Sie schon sehr spät damit beginnen.
Seien es die Nachfolger in der Familie, die Mitarbeiter des eigenen Unternehmens oder Ihr Bankbetreuer, Kunden oder Lieferanten – sie alle machen sich Gedanken und oft genug Sorgen, wenn dieses wichtige Thema nicht rechtzeitig behandelt wird.
Nachfolge von Unternehmen - Erstellen Sie einen Plan!
Sie werden vielleicht staunen, aber einer der häufigsten Gründe für das Scheitern von Übergaben ist der fehlende Plan. In den meisten Fällen ist die Nachfolge von Unternehmen ein Projekt, das nur einmal im Leben eines Unternehmers oder einer Unternehmerin vorkommt. Das sollte aber nicht dazu führen, Entscheidungen nur aus dem Bauch heraus zu fällen. Nehmen Sie sich einen Sparringpartner, z.B. eine Ihnen nahestehende Person, die in der Sache Erfahrung hat oder einen professionellen Nachfolgeexperten.
Mit einem Plan ist aber nicht nur die steuerliche und finanzielle Sichtweise gemeint, so wichtig diese auch sind. Dazu gehört auch eine klare Strategie für sich und das Unternehmen. Dazu gehört die Struktur der Übergabe, die Struktur der Datenaufbereitung und einer möglichen Zurverfügungstellung von Informationen. Haben Sie ein Profil Ihres möglichen Nachfolgers erstellt? Wie bereiten Sie sich auf Vertragsverhandlungen vor? Lassen Sie sich dabei unterstützen oder begleiten – Sie werden sehr schnell erkennen, dass dies wichtig ist.
Bereiten Sie Ihr Unternehmen vor!
Soll jetzt noch investiert werden, wenn ich ja doch bald verkaufen möchte? Diese Gedanken spielen beim Verkauf immer mit, sollten aber sofort beiseitegeschoben werden. Ein Investitionsstau im Unternehmen kommt von einem Kaufinteressenten sofort als Argument für eine Wertminderung.
Wie stark ist ihre Führungsebene – können Sie sich schon rarmachen? Je stärker Ihr Geschäftsmodell und Ihre Kundenkontakte von Ihnen persönlich abhängig sind – umso geringer wird ein Dritter den Wert Ihres Unternehmens beurteilen. Nachvollziehbar, wenn man diese Sichtweise einnimmt.
Und kommunizieren Sie - nur nicht zu viel!
Verantwortung und Kompetenzen müssen klar geregelt sein und somit auch klar kommuniziert werden. Dabei sollte aber auch mit der entsprechenden Vorsicht darauf geachtet werden, keinen Hinweis auf einen Verkauf oder einer Übergabe zu machen. Sehr schnell entstehen Gerüchte, die über Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinaus zu Kunden und Lieferanten gelangen. Und solange Unklarheit herrscht, solange gibt es Unsicherheit. Personal verlässt das Unternehmen, für Lieferanten gibt es andere Partner, auf die man sich konzentriert und Kunden könnten darüber nachdenken, ein Ersatzprodukt zu kaufen.
Wenn aber Klarheit über den Verkauf herrscht und es eine Einigung gibt, ist es wiederum enorm wichtig, dass die Stakeholder diese Information nicht von dritter Seite erfahren. Sie müssen diesen engen Zeitkorridor nutzen, allen Betroffenen im besten Sinne und mit positivem Ausblick die Übergabe mitzuteilen.
Gerne stehen wir für weitere Gespräche und zusätzliche Hinweise über Herausforderungen, die gleichzeitig auch Chancen sein können, zu Ihrer Verfügung.
Für die Nachfolge von Unternehmen gibt es keine „Blaupause“ – trotzdem sollten Sie sich darauf vorbereiten. Denn nur wenn Sie eine Abweichung von Ihrer Strategie und Ihrem Plan erkennen, können Sie auch gegensteuern.
Also steuern Sie persönlich – und lassen Sie sich nicht steuern!
Über den Autor:
Michael Feier: Langjährige Erfahrung im Management und in C-Level-Position in nationalen und internationalen Konzernen und Familienbetrieben. Begleiter von Nachfolge- und M&A-Projekten in der D-A-CH Region mit Ausbildungen in NLP, als systemischer Coach und eingetragener Mediator (BM f. Justiz). Verantwortlich für die KERN-Standorte in Wien und in Graz.
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